Choukitsu Kurumatanis „Musashimaru“ ist ein schmales
Bändchen von insgesamt 60 Seiten. Abzüglich der sieben Illustrationen von Inka
Grebner und des ausführlichen Nachworts kommt die Erzählung selbst nicht mal
auf 30 Seiten. Bei einem Preis von stolzen 18 Euro ist das Büchlein daher
sicherlich eher etwas für Liebhaber japanischer Literatur und der Grafiken von
Inka Grebner (hier geht's zur Homepage der Illustratorin mit einem Vorgeschmack auf ihre Werke in der Veröffentlichung).
Doch nun zur Handlung… Auch wenn es in unserem Kulturraum eher
abwegig klingt: In Japan werden Käfer auch mal als Haustiere gehalten. Choukitsu
Kurumatani erzählt über seinen Nashornkäfer namens - in Anlehnung an einen berühmten Sumo-Ringer - Musashimaru, den der Autor
zusammen mit seiner Ehefrau Junko im Jahr 1999 hielt. Doch eigentlich fungiert
der Käfer eher als ein Platzhalter für das Kind, das das ältere Ehepaar nie
gehabt hat und nicht mehr haben wird. So wird Musashimaru geradezu verwöhnt.
Zärtlich wird er von Junko Musa-chan genannt. Für Musashimarus Leibspeisen wird
dann auch schon mal tiefer in die Tasche gegriffen. Als es Herbst wird, wird
peinlich darauf geachtet, dass es Musashimaru auch immer schön warm hat.
Letzteres hat aber auch noch eine weitere Bewandtnis: Des
Nashornkäfers Lebenszeit ist auf eine Saison begrenzt – im Herbst wird er
unaufhaltsam das Zeitliche segnen. Dennoch versucht Choukitsu alles
Erdenkliche, um weitere Lebenstage heraus zu schinden. Doch schließlich kommt
es, wie es kommen muss…
Choukitsu Kurumatani erhielt für „Musashimaru“ den Kawabata-Preis.
Er gibt an, dass er aus Trauer über den Selbstmord seines Universitätsdozenten
Jun Eto die Erzählung geschrieben habe. Das Ehepaar Eto war ebenso kinderlos
wie Choukitsu Kurumatani und Junko Takahashi. Nach dem Tod der Ehefrau nahm
sich Jun Eto das Leben – man mag spekulieren, dass dies ggf. nicht eingetreten
wäre, hätte das Ehepaar Kinder gehabt. Oder zumindest ein Haustier mit längerer Lebenszeit als ein Nashornkäfer?
Bibliographische Angaben:
Kurumatani, Choukitsu: „Musashimaru“ (Übersetzung aus dem
Japanischen: Cassing, Katja), Cass, Löhne 2016, ISBN 978-3-944751-11-5
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