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Samstag, 18. März 2017

„Zärtliche Klagen“ von Yoko Ogawa

Von den bisher erschienenen Yoko Ogawa-Werken hat mich „Zärtliche Klagen“ am wenigsten überzeugt. Hier hätten wir eine mäßig sympathische Protagonistin namens Ruriko, die als betrogene und geschlagene Ehefrau vor ihrem Ehemann in ein Landhaus flieht. Vor Ort trifft sie auf den Cembalobauer Nitta, der gemeinsam mit seiner Assistentin Kaoru dem Instrumentenbau nachgeht. 

Ruriko fühlt sich von Nitta angezogen und auch er findet Gefallen an Ruriko. Doch das Beziehungsgefüge ist komplex: Nitta und Kaoru bilden bei ihrer Tätigkeit eine solide Einheit. Sie sind wie Zahnräder, die ineinander greifen, und keine Einmischung eines Dritten dulden. So fühlt sich Ruriko aus der Welt des Cembalos ausgeschlossen und wird gegenüber von Kaoru eifersüchtig. Doch auch Kaoru hat Probleme, die aus tragischen Geschehnissen aus der Vergangenheit resultieren. Nitta wiederum hat an seiner gescheiterten Karriere als Pianist zu knabbern.

Die Figur der Ruriko war für mich recht irrational in ihren Handlungen und daher bin ich wohl auch mit dem Roman nicht richtig warm geworden. Und auch Nitta handelt inkonsequent bis geradezu abwegig. Da waren mir Kaoru und die dickleibige Wirtin einer nahegelegenen Pension noch die liebsten Charaktere.

Ein bisschen ratlos lässt mich der Roman auch mit seiner Botschaft zurück. Ist er ein Plädoyer für die zweite Chance (Ruriko lässt ihr Leben als Ehefrau hinter sich und beginnt nochmals neu/Nitta erfindet sich als Cembalobauer neu, nachdem er als Pianist gescheitert ist/Kaoru findet vielleicht die zweite große Liebe)? Oder soll er aufzeigen, welch verschlungene Wege die Liebe geht? Oder geht es um die schönen Künste, die die Herzen der Menschen öffnen können?

Während andere Yoko Ogawa Werke mich regelrecht in ihren Bann geschlagen haben, so hab ich mich diesmal zwar nicht durchs Buch gequält, aber die Faszination ist ausgeblieben. Wollen wir hoffen, dass die nächste Veröffentlichung wieder mehr begeistern kann…

Bibliographische Angaben:
Ogawa, Yoko: „Zärtliche Klagen“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Mangold, Sabine), Liebeskind Verlag, München 2017, ISBN 978-395438-073-2

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