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Freitag, 13. Januar 2017

„Matjes mit Wasabi“ von Andreas Neuenkirchen & Junko Katayama

In „Matjes mit Wasabi“ lässt das Ehepaar Andreas Neuenkirchen und Junko Katayama deutsch-japanische Erfahrungen Revue passieren: Wie wird in Japan Müll sortiert und welche Fehler begeht Andreas Neuenkirchen dabei? Werden in Deutschland wirklich täglich die Fenster geputzt? Wie lebt es sich für Junko Katayama in München mit dem extrem kalkhaltigen Leitungswasser? Welche Vorurteile hat Junko Katayama von dem typischen Deutschen? Warum haben Junko Katayamas Eltern Angst davor, in Deutschland Essen zu gehen? Und wie steht’s überhaupt um die Essgewohnheiten?

„Matjes mit Wasabi“ ist recht locker-flockig niedergeschrieben und lässt sich dementsprechend schnell konsumieren. Ich hätte mir bei dem durchaus interessanten Thema des Aufeinandertreffens der unterschiedlichen Kulturen durch die Brille eines Ehepaars allerdings etwas mehr erwartet. An manchen Stellen wirkt das Buch wie eine Aneinanderreihung von beliebigen Anekdoten mit, aber auch ohne Japan-Bezug. Der geneigte Leser erfährt z.B. ausführlich, warum Andreas Neuenkirchen Vegetarier ist, doch trägt das so gut wie nichts zum Thema bei.

Vor der Lektüre von „Matjes mit Wasabi“ hatte ich mir das Konzept des Buches eher als ein Wechselspiel im Sinne eines „Er sagt, sie sagt“ vorgestellt. In einigen wenigen Fällen erfüllt sich das zwar, aber mit einer etwas durchgängigeren Gestaltung hätte ich dem Werk mehr abringen können. Ohne die Seiten exakt ausgezählt zu haben, wirkt „Matjes mit Wasabi“ dominiert von der männlichen, deutschen Sicht von Andreas Neuenkirchen, während dem weiblichen, japanischen Blickwinkel weniger Platz eingeräumt wird.

Sicherlich ist „Matjes mit Wasabi“ ein humorvolles Buch, das aber dem eigenen Anspruch der Beschreibung einer „Cluture-Clash-Liebe“ meiner Meinung nicht ganz gerecht wird. Natürlich kann man „Matjes mit Wasabi“ nicht mit den Werken einer Yoko Tawada vergleichen. Aber schließlich und endlich liegt die Latte durch solche Ausnahmeautorinnen bzgl. sämtlicher „ethnologischer“ Betrachtungen enorm weit oben und es bleibt nicht aus, dass man daran gemessen wird. Wer sich allerdings für die Person des Autors Andreas Neuenkirchen begeistern kann, für den wird „Matjes mit Wasabi“ im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen sein.

Bibliographische Angaben:
Neuenkirchen, Andreas & Katayama, Junko: „Matjes mit Wasabi“, Conbook, Meerbusch 2016, ISBN 978-3-95889-116-6

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