Labels

Sonntag, 1. Juli 2012

„Nächte mit Spoon“ von Amy Yamada

Die Nachtclub-Sängerin Kim lernt den in Japan stationierten GI Spoon kennen und vernarrt sich hemmungslos in den Afroamerikaner aus Harlem. Es dauert nicht lange, dass er seinen Militärdienst hinschmeißt, und zu Kim zieht. Es beginnt eine gemeinsame Zeit von Drogenkonsum, Gewalt und Sex. Dass Spoon wegen seiner Fahnenflucht eine saftige Strafe droht, schwebt wie ein Damoklesschwert über der eigenartigen Beziehung der beiden. Und dann gibt es auch noch Probleme mit Kims Vertrauten Maria, die sich an Spoon ranmacht.

Die Handlung von Amy Yamadas „Nächte mit Spoon“ ist nicht sehr ergiebig. Aber mit 110 Seiten in übergroßer Schrift kann das Büchlein auch nicht viel hergeben. Kim schwadroniert fast unaufhörlich über ihre Beziehung zu Spoon, aber so richtig klar wird dem Leser die Konstellation nicht. Kim kann nicht ohne Spoon leben, doch scheint sie ihn noch nicht einmal ernst zu nehmen, hat Mitleid mit ihm. Sie liebt ihn und liebt ihn dann doch wieder nicht. Oder war am Ende doch alles nur ganz platt und ausschließlich sexuelle Anziehung?

Amy Yamada wurde nach der Veröffentlichung von „Nächte mit Spoon“ vorgeworfen, rassistische Stereotypen zu bedienen und den Afroamerikaner Spoon zu marginalisieren. Freilich lobt sie seine Potenz und seinen unrein wirkenden Körpergeruch, der sie animalisch anzieht. Doch andererseits findet sie in ihm auch einen zerbrechlich wirkenden Kern.

Die Charaktere und deren Motivationen wirken recht schwammig und lassen es kaum zu, dass man sich mit den Protagonisten identifiziert oder ihre Handlungen und Gefühle nachvollziehen kann. Fast wirkt „Nächte mit Spoon“ als wollte die Autorin primär nur schockieren. Wenn man neben Amy Yamadas Büchlein Ryu Murakamis Drogenexzess „Blaue Linien auf transparenter Haut“ legt, dann verblasst aber selbst das Schockelement. Und zwar ganz, ganz schnell.

Bibliographische Angaben:
Yamada, Amy: „Nächte mit Spoon“, Ammann, Zürich 2008, ISBN 978-3-250-60116-6

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen