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Samstag, 7. Januar 2012

„Feuer im Grasland“ von Shohei Ooka

„Mit diesen sechs Kartoffeln erschöpfte sich die Fürsorge meines Vaterlands für mich, der ich bereit war, mein Leben für eben dieses Vaterland zu opfern.“ (S. 9)
Der tuberkulosekranke Schütze Tamura und Ich-Erzähler bekommt diese sechs Kartoffeln und den Rat, sich notfalls mit seiner Handgranate in die Luft zu sprengen, falls er nicht wieder im Lazarett aufgenommen wird. Zur kämpfenden Truppe soll er jedenfalls bloß nicht zurückkehren, sondern sich ab sofort auf der philippinischen Insel Leyte gegen Ende des Pazifikkriegs allein durchschlagen.

Weil ihm ohnehin nichts anderes einfällt, begibt sich Tamura zum Lazarett und wird wie erwartet nicht aufgenommen, da ihm die Nahrungsmittelvorräte zur Bestechung der Ärzte fehlen. Vor dem Lazarett kampieren bereits Soldaten, denen es genauso erging. Als das Lazarett bombardiert wird, fliehen die Soldaten in alle Richtungen.

Ab sofort ist Tamura auf sich allein gestellt. Das Glück ist ihm hold und er findet einen Acker, auf dem noch Süßkartoffeln wachsen. Für einige Tage ist Tamura bestens versorg, auch wenn er die Kartoffeln roh verspeisen muss. Denn ein Feuer könnte die Aufmerksamkeit der amerikanischen Soldaten oder der philippinischen Guerilleros auf ihn lenken. Der Glanz eines Kreuzes auf einem Kirchendach und ein Traum lassen ihn seinen Unterschlupf verlassen. Dies ist der Auftakt für Tamuras Irrweg über die Insel Leyte, der ihn verwesende Leichen passieren und auf Kannibalen treffen lässt. Halb verhungernd und ohne Hoffnung auf eine gesunde Heimkehr nach Japan, versucht er mehr schlecht als recht von Tag zu Tag zu überleben und verfällt mehr und mehr dem Wahnsinn. Von einem Mann, der sein Leben nach Notwendigkeiten richtete, wird ein Mann, der nur noch an den Zufall glauben kann.

Mit „Feuer im Grasland“ verarbeitete der Autor Shohei Ooka die eigenen Erfahrungen im Pazifikkrieg. Trotz der brutalen Kriegshandlungen wendet der Ich-Erzähler immer wieder seinen Blick auf die wunderschöne Landschaft der Pazifikinsel und insbesondere auf die Feuer, die ihren senkrechten Rauch über das Grasland in den Himmel schicken.

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