Labels

Samstag, 13. August 2011

„Tagame. Berlin – Tokyo“ von Kenzaburo Oe

Mit „Tagame. Berlin – Tokyo“ setzt sich Kenzaburo Oe mit dem Selbstmord seines Freundes und Schwagers, dem Filmemacher Juzo Itami auseinander.

Kogito (= Kenzaburo Oe) und Goro (= Juzo Itami) sind Schulfreunde und erleben gemeinsam „DIESE SACHE“, eine traumatische Erfahrung, die seither totgeschwiegen wird. Beide teilen die Begeisterung für Rimbaud. Als Kogito jedoch Goros Schwester heiraten will, gibt es Unstimmigkeiten zwischen den beiden, die sich jedoch wieder einrenken.

Als Goro schon über 60 Jahre ist, begeht er Selbstmord, um seine Ehre wiederherzustellen. Ein Boulevardblatt hatte ihm eine Affäre mit einer jungen Frau nachgesagt.

Doch Kogito bleibt nicht allein zurück. Goro hatte vor seinem Tod Kassetten besprochen, die Kogito mit einer Rekorder-Kopfhörer-Kombination namens „Schildkäfer“ abhört. Kogito stoppt die Kassette, erhebt Einwände, drückt wieder auf Play, hört Goro zu, unterhält sich weiter mit ihm und hat so die Illusion der Verbindung ins Jenseits.

Einen Rat Goros folgend geht Kogito hundert Tage in „Quarantäne“: Er nimmt eine Gastprofessur in Berlin an und wird mit Goros Vergangenheit zu Zeiten der Berliner Filmfestspiele konfrontiert.

„Tagame. Berlin – Tokyo“ ist ein stark autobiographisch geprägtes Buch. Doch durch die „Schildkäfer“-Dialoge über Rimbaud, über die Originalität des Künstlers, über die Seele eines Menschens usw. bleibt der Roman sehr abstrakt und liest sich zäh. Die Problematik „DIESER SACHE“ wird spät aufgegriffen und kann somit auch erst nach dem ersten Drittel des Buches eine Spannung erzeugen. Die Atmosphäre von „Tagame. Berlin – Tokyo“ ist düster. Selbstverständlich durch die Thematik des Freitods, aber auch durch Probleme mit den Yakuza und den Rechten zu Lebzeiten Goros. Durch „DIESE SACHE“ fällt auch ein großer Schatten auf die Jugend von Kogito und Goro.

Unter autobiographischen Gesichtspunkten ist „Tagame. Berlin – Tokyo“ faszinierend und extrem detailliert. Doch wenn man sich für die beiden Personen Kenazburo Oe und Juzo Itami nicht sonderlich interessiert, ist der Roman eher anstrengend bis ermüdend.

Während im Roman "Tagame. Berlin - Tokyo" kein Zweifel an der Selbstmordtheorie aufzukommen scheint, äußert Kenzaburo Oe im Interview mit dem Deutschlandradio Zweifel an der Todesursache von Juzo Itami. Haben die Yakuza den Filmemacher wegen seiner offenen Yakuza-Kritik zu Tode gestürzt? Nachzulesen auf der Homepage des Deutschlandradios: "Der Nestbeschmutzer"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen