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Donnerstag, 25. August 2011

„Sommer mit Fremden“ von Taichi Yamada

Auch Taichi Yamada gibt seinem Protagonisten in „Sommer mit Fremden“ denselben Beruf, den er selbst ausübt: Harada ist Drehbuchautor und hat gerade eine kostspielige Scheidung hinter sich. Sein Sohn ist 19 Jahre und ist wenig begeistert davon, Zeit mit seinem Vater zu verbringen. Und dann gesteht ihm auch noch sein ehemaliger Auftraggeber Mamiya, dass er eine Beziehung mit seiner Ex-Frau eingehen und daher nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten möchte. Somit beginnt für Harada ein zunächst einsamer Sommer: Er lebt in seinem ehemaligen Büro in einem Gebäude an der Tokioter Stadtautobahn. Dort ist nur eine weitere Räumlichkeit als Wohnraum und nicht als Büro genutzt. In dieser Wohnung lebt die einsame Kei. Harada und Kei nähern sich nach einem Fehlstart an und beginnen eine Beziehung.

Harada streift in seiner Einsamkeit durch sein ehemaliges Heimatviertel. Seine Eltern starben bei einem Verkehrsunfall, als Harada gerade einmal 12 Jahre alt war. Daher ist seine Verwunderung groß, als er auf einen Mann trifft, der seinem Vater verblüffend ähnlich sieht. Als ihn dieser nach Hause einlädt, lernt Harada dessen Ehefrau kennen. Auch sie gleicht seiner Mutter bis aufs Haar. Das Ehepaar gibt sich so leutselig, dass Harada sich sofort wie zu Hause fühlt. Doch kann es sein, dass dieses Pärchen, das ihm wie Ende 30 erscheint und damit viel jünger ist als er selbst, tatsächlich seine Eltern sind? Ein erneuter Besuch im Viertel zeigt ihm, dass er nicht geträumt hat: Das Ehepaar gibt es tatsächlich…

Obwohl Harada durch diese metaphysische Erfahrung und seine gerade erst entflammte Beziehung zu Kei sehr eingespannt ist, schreibt er an einem neuen Drehbuch. Doch warum reagiert sein Auftraggeber so entsetzt auf sein Aussehen, während er selber doch keine Veränderung an sich feststellen kann?

„Sommer mit Fremden“ ist eine fast gar nicht gruselige Geistergeschichte, die spannend geschrieben und flüssig zu lesen ist. Leider ist der Schluss eher „drehbuchgerecht“: Hier hätte man vielleicht noch ein wenig mehr Augenmerk auf die Motive und sich wandelnden Gefühle der Personen legen können. Der Showdown geht so ein bisschen zu schnell über die Bühne.

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