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Dienstag, 9. August 2011

„Mein Blut ist das eines anderen“ von Yasutaka Tsutsui

Der Buchhalter Ryosuke Kinukawa ist vor zwei Monaten in eine Zweigstelle seiner Baufirma in einer Boomtown versetzt worden. Ryosuke ist ein ruhiger, zurückhaltender Mann Mitte Zwanzig. Doch bereits zweimal hatte er einen gewalttätigen Aussetzer: Das erste Mal wurde er als Kind so von den Nachbarskindern gegängelt, dass er ungewöhnliche Kräfte entwickelte und fast mit einem Sushi-Messer auf sie losgegangen wäre. Das zweite Mal legten sich mehrere Schläger seiner Oberschule mit dem scheinbar einfachen Opfer Ryosuke an, die er allein so aufmischte, dass allen Beteiligten Angst und Bange wurde. Schlimmeres konnte jeweils nur durch ein Eingreifen von Erwachsenen verhindert werden.

Als Ryosuke nun an seinem neuen Wohnort eine Bar besucht, kommt es zum dritten Blackout – und keiner kann ihn mehr zurückhalten: Drei Schlägertypen reizen den vermeintlich schwachen Ryosuke so sehr, dass dieser vor Wut das Bewusstsein verliert und „Escremento“-rufend auf seine Gegner einschlägt, dass diese nur knapp mit dem Leben davonkommen. Als Ryosuke wieder zu sich kommt, beginnen seine Probleme aber erst: Die beiden rivalisierenden Gangster-Familien der Stadt haben ein Auge auf ihn geworfen. Durch einen Trick gelingt es dem Samonji-Clan Ryosuke ihn als Bodyguard für den Anführer zu verpflichten. Aber auch in Ryosukes Buchhaltungsjob liegt einiges im Argen: Seinen Zweitverdienst als Bodyguard muss er geheim halten und zudem entdeckt er, dass sein Vorgesetzter die Bücher frisiert.

Als die Gewalt zwischen den rivalisierenden Yakuza eskaliert, zieht nicht nur Ryosuke vor Wut entbrannt und mordend durch die Stadt.

„Mein Blut ist das eines anderen“ von Yasutaka Tsutsui ist bis zum apokalyptisch-anmutenden Kampf der Familien ein spannender Gangster-Roman. Doch dann wird er erst so richtig brutal: Yasutaka Tsutsui schildert gewalttätige Auseinandersetzungen, in denen das Blut nur so spritzt, die Knochen nur so knacken und die Gehirnmasse nur so ausquillt.

Dem Autor, der die Übertreibung generell als Stilmittel nutzt, um einen Slapstick-Effekt zu erzeugen, gelingt es jedoch nicht allzu gut, die Kämpfe ins Komische zu ziehen. Das Gemetzel zieht sich über fast 100 Seiten hin, bis nur noch wenige Überlebende aus der in Schutt und Asche liegenden Stadt fliehen können. Zwar kann der Leser aufgrund der teilweise abstrusen Handlungen der Protagonisten mehrfach nur den Kopf schütteln – aber ist dies Slapstick oder eher Trash?

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