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Samstag, 19. Februar 2011

„Vibration“ von Mari Akasaka

Rei ist 31 und eine erfolgreiche Redakteurin. Doch innerlich ist sie völlig kaputt: Sie hört seit ihrer Jugend Stimmen, die sie verfolgen. Sie trinkt und erbricht, nur um gut schlafen zu können. Sie fühlt eine innere Leere und sich durch die quälenden Stimmen extrem überreizt. Zufällig trifft sie den fünf Jahre jüngeren Fernfahrer Okabe, der sie sofort in seinen Bann zieht. Wie ferngesteuert folgt sie ihm, schläft mit ihm und geht mit ihm auf Tour. Für kurze Zeit hat Rei endlich Ruhe vor den Stimmen, ohne sich betrinken oder erbrechen zu müssen.

„Vibration“ von Mari Akasaka ist kein Buch, das sich einfach liest. Während des ersten Drittels des 159 Seiten umfassenden Kurzromans muss man sich zum einen konzentrieren, welche Stimme in dem inneren Monolog gerade die Oberhand hat. Ist es die Protagonistin? Ist es eine der unzähligen inneren Stimmen, die sie quälen? Andererseits möchte man bestimmte Dinge auch gar nicht lesen, wie z.B. detaillierte Beschreibungen, auf welche Art und Weise die Hauptdarstellerin am angenehmsten erbricht. Trotzdem enthält dieses erste Drittel auch einiges an geballter Medien- und Konsumkritik, wie zum Beispiel „Um dem Konsum frönen zu können, sollte man besser von vornherein einen reichen Knacker heiraten. Ein solches Konzept mag zwar etwas befremdlich sein, so aber lautet im Wesentlichen die Message in den gängigen Zeitschriften und in der Werbung.“ (S. 37).

Die letzten beiden Drittel behandeln den Road Trip von Rei und Okabe. Okabe ist verheiratet und betrügt seine Frau mit Rei. Jedoch ist beiden klar, dass ihre Beziehung nicht über Sympathie hinausgeht. Rei tut die Tour mit Okabe gut, aber dennoch holt sie die gefühlte Ausweglosigkeit und Selbstentfremdung immer wieder ein.

„Vibration“ ist keine leichte Kost und an manchen Stellen auch kaum zugänglich. Trotzdem: Wer diesen literarischen Querschläger, der leider auf Deutsch vergriffen ist, in die Finger bekommt, sollte ihn sich nicht entgehen lassen.

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