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Donnerstag, 7. November 2019

"Der Revolver" von Fuminori Nakamura

Fuminori Nakamuras "Der Revolver" ist die Geschichte einer Besessenheit: Der Student und Protagonist Nishikawa findet an einem schauerlichen Regentag unter einer Brücke einen Revolver - neben einem mutmaßlichen Selbstmörder aus dem Yakuza-Milieu. Der Revolver zieht in magisch an und so entwendet Nishikawa die Waffe kurzerhand vom Tatort. Zu Hause genießt er es, den Revolver zu berühren, ergötzt sich an der funktionalen Schönheit des Werkzeugs des Todes.

Allein durch den Besitz des Revolvers nimmt Nishikawas Leben neue Fahrt auf. Der Revolver wirkt auf ihn wie eine Droge, die ihn high macht und den ehemals faden Alltag glänzen lässt.

Doch irgendwann drängt es ihn, einen Schritt weiter zu gehen: Wann und wie lässt sich ein Abfeuern der Waffe denn endlich realisieren? Nishikawa merkt sehr wohl, dass er von dem Revolver besessen ist. Doch er vermag nicht, sich von ihm zu trennen. Zu schrecklich ist die Vorstellung, dass er in sein früheres, langweiliges Leben zurückkehren müsste, wenn er den Revolver nicht mehr sein Eigen nennen könnte.

Die Bestimmung der Waffe, zum Töten verwendet zu werden, dringt immer stärker in Nishikawas Bewusstsein. Wird sich Nishikawa gegen die Macht des Revolvers behaupten können?

Die Lektüre von Fuminori Nakamuras "Der Revolver" hat Spaß gemacht. Ein Nobody gerät in den Sog einer gefährlichen Macht. Wird es ihm gelingen, sich zu retten? Auch wenn der Roman nur partiell spannend ist, überträgt sich ein gewisses Flirren von Nishikawas Besessenheit auch auf den Leser. Und das Ende des Romans: sensationell!

Bibliographische Angaben:
Nakamura, Fuminori: "Der Revolver" (Übersetzung aus dem Japanischen: Eggenberg, Thomas), Diogenes, Zürich 2019, ISBN 978-3-257070613

1 Kommentar:

  1. Ich stimme dir absolut zu, Charlotte! Der Roman ist nicht unbedingt spannend im Sinne eines Krimis (sollte man nicht erwarten), aber es ist eine großartige Charakterstudie. Eine, die man bis zum Schluss durchziehen sollte.

    Über die Handlung kann man in der Besprechung wirklich nicht viel erzählen, was über den Klappentext hinausgeht. In meiner steht auch nicht mehr drin. Die Wirkung ist dafür umso intensiver. Mir kam gerade gegen Ende die USA in den Sinn. Als ich ein wenig googelte, stellte sich heraus, dass der Roman dort fast zeitlich mit einem mass shooting veröffentlicht worden war und für einige Rezensenten war das wie eine Veröffentlichung "zur richtigen Zeit".

    Beste Grüße
    Bettina

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