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Dienstag, 27. September 2011

„Stolz der Toten“ von Kenzaburo Oe

In Kenzaburo Oes Erzählung „Stolz der Toten“ nehmen ein Student und eine Studentin einen ungewöhnlichen Aushilfsjob an: Die Leichen, die in der medizinischen Fakultät zu Studienzwecken in Alkoholbecken konserviert werden, sollen in ein neues Becken umgesetzt werden. Der Student und Ich-Erzähler gruselt sich zunächst beim Anblick der toten, lehmbraunen Körper, die im Becken treiben. Zusammen mit dem Verwalter schafft der Student Leiche für Leiche auf eine Bahre, um sie zum neuen Becken zu transportieren. Die Studentin versieht sie dort mit einem neuen Registrierungskärtchen. Der Student beginnt die Stimmen der Toten zu vernehmen, die sich mit ihm unter anderem über seine Generation unterhalten. Kaum beginnt die Mittagspause so hat der Student Schwierigkeiten, in die Welt der Lebenden und deren Kommunikation zurückzukehren.

Gegen Abend offenbart sich die Sinnlosigkeit der geleisteten Arbeit: Durch einen Fehler in der Verwaltung wurden die Toten in das neue Becken umgesetzt – doch eigentlich hätten sie direkt ins Krematorium geschickt werden sollen.

Kenzaburo Oe zeigt mit „Stolz der Toten“ die Gegenständlichkeit des Todes, die Mühen der Kommunikation und die Unterschiede zwischen der Kriegs- und der Nachkriegsgeneration auf. Das Thema selbst ist zwar mehr als unappetitlich, doch nicht schaurig.

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