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Dienstag, 1. Dezember 2015

Interview mit Marcus Sandmann/S.Sagenhaphter Verlag: „Wir haben viel vor"

Marcus Sandmann/S. Sagenhaphter Verlag
(Fotocredit: © Karsten Schröter)
Im Mai 2013 erschien mit Gishu Nakayamas „Atsumonozaki oder die geliehene Dankbarkeit“ erstmals ein japanischer Autor im S.Sagenhaphter Verlag. Japanische Literatur hat bei dem Verleger Marcus Sandmann nachgefragt, wie es zur Veröffentlichung der mit dem Akutagawa-Preis ausgezeichneten Erzählung gekommen ist.

Charlotte Probst: Der S.Sagenhaphter Verlag hat vor zwei Jahren erstmals mit Gishu Nakayama einen japanischen Autor verlegt. Wie kam es denn dazu?

Marcus Sandmann: Mein Bruder hat Japanologie, auch Sinologie und Germanistik im Nebenfach studiert und lebt mit seiner Familie in Japan. Er kennt die ostasiatischen Ländern gut. 2010 trug ich mich mit dem Gedanken, einen Verlag zu gründen. Mein Bruder fand die Idee großartig und unterstützte mich in diesem Vorhaben, so dass wir am 12. April 2011 den S.Sagenhaphter Verlag zusammen gründeten. Natürlich in dem Bestreben hauptsächlich japanische Literatur zu veröffentlichen.

CP: Was hat Sie beide dazu bewogen, ausgerechnet die Erzählung „Atsumonozaki oder die geliehene Dankbarkeit“ von Gishu Nakayama zu übersetzen und herauszugeben?

MS: Der Zusatz „Die geliehene Dankbarkeit“ des deutschen Titels kam von mir als Argument, den deutschsprachigen Leser direkter mitzunehmen in seinem Interesse, die Erzählung zu lesen. Auch darüber haben mein Bruder und ich lange diskutiert. Man könnte über jeden Absatz lange Gespräche führen. So eine Übersetzung ist ja fast eine Neudichtung. Er überlegte, was er als Erstes veröffentlichen sollte. Die Erzählung ist nicht zu lang, enthält aber typische japanische Charaktere und daraus resultierende Probleme, die für uns Deutsche in dieser Form auch nachvollziehbar sind. Wie mein Bruder auf diese Erzählung stieß, sollte er lieber selber beantworten.

CP: Der Autor Gishu Nakayama ist in Deutschland weitestgehend unbekannt. Wie bekannt ist der Autor denn in Japan?

MS: Man kennt und liest ihn. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er unter anderem den Roman „Shoan“ -  ein mehrfach ausgezeichnetes Werk.

CP: Kann sich das deutsche Publikum auf weitere Veröffentlichungen von japanischer Literatur durch den S.Sagenhaphter Verlag freuen? 

MS: Wir haben viel vor, doch Geduld ist leider angesagt. Nun neigt sich das Jahr 2015 dem Ende zu und ich kann stolz verkünden, dass eine neue Übersetzung fertig ist! Sie muss nur noch gesetzt und gedruckt werden: „Schönes Dorf“ von Tatsuo Hori. Eine Art Tagebuch fast Stundenbuch, welches er während eines mehrwöchigen Aufenthaltes in den Bergen verfasst. Es behandelt das Erlebnis des Verliebens. Außerdem haben wir mit unserem Graphiker, Handsetzer und -drucker Udo Haufe aus Dresden ein wunderschönes Kunstbuch gefertigt. 10 Haikus und andere Kurzgedichten wurden dafür neuübersetzt bzw. übertragen, was sehr schwer ist und ein wenig Neudichtung bedarf. Begleitet und umrahmt werden die Haikus mit Materialdrucken/Graphiken.

CP: Angenommen Geld und Zeit spielen keine Rolle: Welches Werk eines japanischen Autors würden sie gerne übersetzen und verlegen? Warum?

MS: Als Verleger hätte ich gern einige feine, ausgewählte Werke japanischer Autoren verschiedenster Gattungen im Angebot, um dem deutschsprachigen Leser die gesamte und fremdartige Literaturgeschichte Japans in sein Lesezimmer zu bringen. Wir arbeiten daran – Geduld.

CP: Vielen Dank für das Interview! Ich bin schon ganz gespannt auf Ihre Neuveröffentlichung von Tatsuo Hori!

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