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Samstag, 27. Juli 2013

„Kokoro“ von Soseki Natsume

Soseki Natsumes Roman „Kokoro“ ist in drei Teile gegliedert. In „Der Sensei und ich“ beschreibt der studentische Ich-Erzähler, wie er den geheimnisvollen Sensei kennenlernt. In der Sommerfrische in Kamakura fällt dem Studenten der Sensei im Gewühl der Badegäste auf. Auch wenn der Sensei eher distanziert, menschenscheu – ja gar menschenfeindlich –  ist, wird er doch bald zum Vertrauten des Studenten. Den Sensei umgeben gleich mehrere Geheimnisse: Was hat es mit dem Grab auf sich, das er jeden Monat besucht? Wieso braucht er sich nicht um sein finanzielles Auskommen zu kümmern? Warum wurde er so hart gegenüber den Menschen? Und welches Geheimnis steht zwischen ihm und seiner Ehefrau?

Als der Student seine Universitätsausbildung abgeschlossen hat, kehrt er erst einmal in seine Heimat zurück, was in dem Kapitel „Meine Eltern und ich“ beschrieben wird. Der Gesundheitszustand des Vaters verschlechtert sich rapide. Es ist abzusehen, dass es mit seinem Leben zu Ende geht. Just in dieser ernsten Situation geht ein eingeschriebener, dicker Brief vom Sensei ein, der an den Studenten adressiert ist. Der Inhalt des Briefs ist in dem Kapitel „Der Sensei und sein Vermächtnis“ dargestellt und löst die Fragen um die Vergangenheit des Sensei auf. Es ist eine Geschichte von Schuld und Verrat.

Ein bisschen seltsam mutet die Dreiteilung von „Kokoro“ (ins Deutsche übersetzt etwa „leidendes Menschenherz“) an. Denn nach dem ersten Kapitel würde man zu gerne die Auflösung in Form des Briefes des Senseis lesen. Doch stattdessen wird das Kapitel um den sterbenden Vater eingeschoben. Sicherlich bekommt die persönliche Zerrissenheit des Studenten hier zum Ausdruck, doch eigentlich möchte man primär dem Geheimnis des Sensei auf die Spur kommen.

Dieses wiederum ist mir persönlich etwas zu überzeichnet. Sicherlich mag die Tragik der Schicksale in der Lektüre reizvoll sein. Doch der Herz-Schmerz wird mir zu sehr ausgereizt.

Bibliographische Angaben:
Natsume, Soseki: „Kokoro“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Benl, Oscar), Manesse, Zürich 1976, ISBN 3-3175-1509-8

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