Alles beginnt mit einem kleinen Sozialexperiment, als die alleinstehende Büroangestellte Frau Shibata es leid ist, als Frau immer für gewisse Bürotätigkeiten herzuhalten. Sie hat das Druckpapier nachzulegen, Geschenke von Kunden zu verteilen, Kaffee zu kochen und Meeting-Räume zu säubern. Männer mit der gleichen Qualifikation müssen nie dergleichen tun. Daher lehnt sie eines Tages ab, den Konferenztisch abzuräumen. Sie gibt vor, schwanger zu sein und hat künftig die lästigen Zusatzaufgaben los. Mit Schwangerschaftsübelkeit ist Kaffeekochen nun mal nicht vereinbar.
Die männlichen Kollegen bringt das in die Bredouille und Aufregung macht sich breit: Wer soll nun einspringen, da keine andere Frau für diese Tätigkeiten zur Verfügung steht? Ein junger Uni-Absolvent muss nun in die Bresche springen.
Für Frau Shibata beginnt eine neue Ära des Job-Alltags. Sie kann endlich pünktlich Schluss machen und entflieht der Tretmühle der japanischen Arbeitswelt. Sie kommt früh genug in die Supermärkte, um noch genügend Auswahl an frischem Gemüse zu haben, und kann so viel Me-Time genießen wie noch nie. In der Schwangerschaftsgymnastik lernt sie viele werdende Mütter kennen, die sie sofort in ihre Clique aufnehmen und sie künftig Shibi nennen.
Wäre da nicht die Krux, dass sich der Bauch nicht wölbt. Da muss Shibi wohl mit Handtüchern nachhelfen. Gut, dass ihr Appetit explodiert und sie dadurch zunimmt. Doch wie mag es nach dem genannten Geburtstermin für Shibi weitergehen?
Ich gebe zu, dass ich mir zuerst nicht viel von Emi Yagis „Frau
Shibatas geniale Idee“ erwartet habe. Umso größer war das Lesevergnügen –
herrlich komisch, auf den Punkt, geistreich, super Entertainment. Die moderne
Version der „unbefleckten Empfängnis“, die der patriarchalischen japanischen
Arbeitswelt den Spiegel vorhält. Bitte mehr davon!
Bibliographische Angaben:
Yagi, Emi: „Frau Shibatas geniale Idee“ (Übersetzung aus dem Japanischen:
Steggewentz, Luise), Atlantik Verlag, Hamburg 2021, ISBN 978-3-455-01259-0