„Dornröschenschlaf“ von Banana Yoshimoto enthält die drei Erzählungen „Dornröschenschlaf“, „Wanderer der Nacht“ und „Eine geheimnisvolle Erfahrung“, deren Protagonisten sich alle in einer Phase der Stagnation befinden. Die Nacht spielt dabei jeweils eine gewisse Rolle in der weiteren Entwicklung.
„Dornröschenschlaf“ enthält den Schlaf von gleich drei Dornröschen: Die Protagonistin Terrako ist der Schlafsucht verfallen – 12 Stunden oder mehr verschläft sie pro Tag und kann sich auch ansonsten kaum wach halten. Sie arbeitet nicht und kommt primär dann aus dem Haus, wenn sie sich mit ihrem Freund trifft, der mit einer anderen Frau verheiratet ist. Diese Frau ist das zweite Dornröschen: Nach einem Unfall liegt sie bereits monatelang im Koma. Eine Aussicht auf Besserung besteht nicht. Das dritte Dornröschchen ist Terrakos Freundin Shiori, die dem kuriosen Beruf des „Bei-Schlafs“ nachgegangen ist: Dem keuschen nebeneinander Schlafens mit Kunden, die sich einsam fühlten und menschliche Nähe suchten. Shiori beging Selbstmord, da sie im Halbschlaf die Sorgen und Ängste ihrer Kunden in sich aufgenommen hatte. Terrakos Leben ist ins Stocken geraten: Ihr Freund wagt es nicht, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, sie hat ihre beste Freundin Shiori verloren und möchte nur noch schlafen. Eine wundersame Begegnung bringt vielleicht den Wendepunkt.
Der „Wanderer der Nacht“ ist Marie, die Cousine der Ich-Erzählerin Shibami. Marie war mit Shibamis Bruder Yoshihiro zusammen, doch Yoshihiros plötzlicher Unfalltod riss nicht nur das Paar brutal auseinander, sondern stürzte die Familie und Yoshihiros Ex-Freundin Sarah mit ins Unglück. Ein Jahr ist seit dem Tod vergangen und langsam regenerieren sich Marie und Shibami von dem Schock. Insbesondere da die US-Amerikanerin Sarah sich eventuell wieder in Japan befindet.
„Eine geheimnisvolle Erfahrung“ hat Fumi: Jeden Abend betrinkt sie sich und hört dann beim Einschlafen eine liebliche Melodie. Ihr ist, als ob sie von jemandem gerufen würde. Kann es sein, dass es Haru ist, mit der sie gleichzeitig eine Freund- und Feindschaft verbunden hatte, als sie beide den gleichen Mann umgarnten?
„Dornröschchenschlaf“ besticht durch seine blumige Sprache und übersinnliche Phänomene aus der japanischen Geisterwelt. Leider rutscht der Stil in der ersten Erzählung etwas zu sehr in Richtung Jugendsprache. Doch schließlich und endlich ist „Dornröschenschlaf“ ein herzerwärmendes, typisches Banana Yoshimoto-Buch, von deren Sorte es eigentlich gar nicht genug geben kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen