„Das Bad“ von Yoko Tawada beginnt recht harmlos. Die Protagonistin, eine Japanerin im Ausland, steht im Bad und bemerkt, dass sich ihre Haut schuppt. Da kommt ihr ein Märchen in den Sinn, in dem eine Frau sich zum Schuppentier verwandelt, nachdem sie einen Fisch gegessen hat, ohne ihn mit den am Hungertuch nagenden Nachbarn im Dorf zu teilen. Auch die Protagonistin wandelt sich im Laufe der Erzählung in eine Schuppenfrau. Doch nicht nur das: Der Geist einer Toten stiehlt ihr die Zunge und sie ist zum Schweigen verdammt. Schließlich kommen sogar noch zwei Geisterstewardessen ins Spiel…
Alles in allem ist „Das Bad“ eine psychedelische Erzählung wie ein halluzinogener Trip, der zum Ende hin immer abgedrehter wird. Daraus kann man nur bedingt schlau werden: Die Protagonistin fühlt sich unsichtbar in der Fremde, muss sich erst schminken, um gesehen und wahrgenommen zu werden. Doch es ist ein stereotypisches Gesicht, das dem westlichen Bild einer Japanerin entspricht, mit dem ihre Mutter sie fast nicht mehr erkennt. So wird „Das Bad“ auch zu einer Erzählung über Fremdheit und Verlust der eigenen Wurzeln. Ein bisschen vermisst man jedoch die Qualität der wunderbaren Sprachspiele, die Yoko Tawada in anderen Büchern vollführt.
Dafür ist „Das Bad“ aber optisch sehr gelungen: Jede der knapp 60 Seiten wird von einem schemenhaften Frauenakt geziert, der an unsere Protagonistin im Bad erinnert.
Hallo. Ich finde das Buch auch sehr spannend. Ich habe aber eine Frage.
AntwortenLöschenIn dem Buch vermeidet die Protagonistin im öffentlichen sich "Ich" zu benennen. Aber spricht sie in dritte Person mit ihrer Mutter und mit Xander, also sagt sie "sie" zu sich selbst? Und die beiden duzen sie oder?