In dem polyperspektivischen Roman „Der Hauptschlüssel“ von Masako Togawa dreht sich alles um die Geheimnisse der Einwohnerinnen eines Frauenwohnheims während den 50er Jahren. Die Damen sind sehr angespannt: Das Wohnheim soll um einige Meter versetzt werden, eine dubiose Sekte rekrutiert mehr und mehr Bewohnerinnen und zu allem Überfluss ist auch noch der Generalschlüssel gestohlen worden. Da hat so manche Frau Angst, dass ein lange gehütetes Geheimnis gelüftet werden könnte; sei es Mord, Diebstahl, Betrug, Entführung oder Voyeurismus. Das Schicksal rächt sich an einigen grausam – oder war es nicht das Schicksal, sondern eine geheime Kraft, die im Verborgenen agiert? Der Leser glaubt so manches Mal, auf der richtigen Fährte zu sein und dann nimmt die Handlung doch eine andere, überraschende Wendung. Bei „Der Hauptschlüssel“ ist Spannung von der ersten bis zur letzten Seite garantiert.
Masako Togawa schildert die Figuren so treffend, dass selbst die Handlungsmuster der psychisch gestörten Noriko, die am liebsten wie eine Maus lebt, plausibel erscheinen. „Der Hauptschlüssel“ ist ein herrlich erfrischendes, kriminologisches Verwirrspiel mit einer kleinen, bitteren Note: Das Schicksal von allein stehenden Japanerinnen im Rentenalter wird sehr deprimierend geschildert. Aus Ermangelung einer befriedigenden Aufgabe schlagen sie die Zeit mit allerhand Nonsens tot und sind empfänglich für die Versprechungen von selbsternannten Religionsstiftern.
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