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Freitag, 27. Mai 2016

„Ich habe ihn getötet“ von Keigo Higashino

Inspektor Kaga ermittelt mal wieder – Keigo Higashino-Leser kennen den Kommissar bereits aus dem Kriminalroman „Böse Absichten“. Auf der Hochzeit des gerissenen Autors und Filmemachers Makoto und der aufstrebenden Dichterin Miwako bricht der künftige Ehemann auf dem Weg zum Altar zusammen und verstirbt noch in der Kapelle.

Der Krimi wird aus drei Perspektiven erzählt und setzt zwei Tage vor der geplanten Hochzeit ein: Da ist einerseits Makotos Bruder Takahiro, der bis vor kurzem noch mit Miwako zusammen im Haus der verstorbenen Eltern gewohnt hat. Der Tod von Vater und Mutter liegt schon lange zurück, Takahiro und Miwako sind lange Zeit getrennt voneinander aufgewachsen und erst als junge Erwachsene wieder zusammen gezogen. Außenstehende verwundert die Beziehung der beiden zueinander – sie wirken nicht unbedingt wie ein Bruder-Schwester-Gespann...

Die zweite Erzählperspektive wird von Naoyuki Suruga übernommen. Suruga ist der Manager des Verstorbenen und kennt daher selbst Makotos dunkelste Geheimnisse. Oftmals schon hat Suruga bereinigen müssen, was der rücksichtslose Makoto angerichtet hat. Auch kurz vor der Hochzeit war Suruga daran beteiligt, ein tragisches Schicksal zu vertuschen, an dem Makoto die Schuld trägt.

Und schließlich erzählt Makotos Lektorin Kaori Yukizasa ihre Sicht der Geschehnisse. Kaori ist selbst bereits einmal Makotos Reizen erlegen und muss nun nicht nur zusehen, wie Makoto eine andere heiratet. Miwako ist zudem auch noch Kaoris Augapfel, den Makoto sicherlich nicht als Ehefrau verdient hat.

Inspektor Kaga lässt die drei über die Zeit vor dem Mord berichten. Dass alle drei Zugang zu tödlichem Gift hatten, hat der Ermittler bald herausgefunden. So sind die Hauptverdächtigen bald als der Bruder der Braut, der Manager und die Lektorin auszumachen. Doch wer hat Makoto nun wirklich auf dem Gewissen?

Außergewöhnlich an Keigo Higashinos „Ich habe ihn getötet“ ist, dass der Mörder dem Leser gegen Ende nicht auf dem Silbertablett serviert wird. Daher gilt es, den Roman aufmerksam zu lesen und auch auf Details zu achten. Immerhin werden in einem verschlossenen Bereich, dessen Seiten man erst einmal auftrennen muss, doch noch ein paar Hinweise gegeben, die dem Leser Aufschluss über den wahren Mörder des Makoto Hodaka bringen.

„Ich habe ihn getötet“ ist nicht gerade der spannendste Krimi. Er zeichnet sich vielmehr durch die Psychogramme aus, die der Autor um seine Protagonisten strickt. Wer Spaß daran hat, dem Übeltäter selbst auf die Spur zu kommen, der sollte sich „Ich habe ihn getötet“ definitiv einmal vornehmen.

Bibliographische Angaben:
Higashino, Keigo: „Ich habe ihn getötet“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Klett-Cotta, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-608-98027-1

Donnerstag, 26. Mai 2016

„Vorsicht, Japaner auf Reisen!“ von Keiko Wilhelm

In „Vorsicht, Japaner auf Reisen!“ hat die Reiseleiterin Keiko Wilhelm die kuriosesten Begebenheiten aus zehn Jahren ihrer Tätigkeit zusammengetragen. Äußerst amüsant erzählt sie z.B. von den „Hyänen im Kräutermantel“, namentlich Frau Arai und Frau Sakamoto, die sich für ihren Europatrip wohl auf die Fahnen geschrieben haben, möglichst unausstehlich zu sein. Bereits im Flugzeug zwingen sie die Reiseleiterin Keiko auf die Knie – sie soll sich dafür entschuldigen, dass sie ein falsches Essen von der Stewardess erhalten haben. So werden insbesondere die Restaurantbesuche in Europa zu einem Spießrutenlauf.

Ganz andere Probleme dahingegen bereitet Frau Ando. Sie taucht am Flughafen Narita komplett ohne Gepäck auf. Für die 13-tägige Reise im September nach Europa ist sie nur mit einer Handtasche ausgerüstet. An eine Jacke hat sie nicht gedacht, dafür trägt sie besonders hohe Schuhe, die nicht für eine Sightseeing-Tour taugen. Als erfahrener Reiseleiterin schwant Keiko bereits am Flughafen: Frau Ando wird noch für mächtigen Ärger sorgen. Kaum in Rom angekommen, bewahrheiten sich Keikos schlimmste Befürchtungen…

Besonders gefordert wird Keiko in „Hilfe, der Großvater ist los“. Die Familie Hasegawa beschließt nämlich, den dementen Großvater mit einer Reisegruppe auf Spanienreise zu schicken, um selbst mal einige Tage verschnaufen zu können. Da der Gesundheitszustand von Hasegawa senior leider erst nach Abflug auffällig wird und alle Rückflüge ausgebucht sind, muss Keiko in den sauren Apfel beißen und den Großvater unter verschärfte Überwachung stellen.

Zehn Geschichten sind in „Vorsicht, Japaner auf Reisen!“ versammelt, die humorvoll Reisekatastrophen unterschiedlichen Ausmaßes zum Besten geben. Im Gegensatz zu einer Amazon-Bewertung fand ich die Erzählungen sogar besonders gut redigiert. Bis auf minimale Fehlerchen, die den Lesefluss so gut wie gar nicht beeinflusst haben, ist mir nichts aufgefallen. Aber vielleicht wurde das Book on Demand zwischenzeitlich auch nochmals bearbeitet.

Mir hat die Lektüre von Keiko Wilhelms „Vorsicht, Japaner auf Reisen!“ jedenfalls sehr viel Spaß bereitet. Wer sich jetzt noch mit leichter Bücherkost für den Urlaub eindecken möchte, dem seien die Erzählungen besonders ans Herz gelegt. Insbesondere da Keikos Reisen zu Zielen führen, die man selbst vielleicht schon einmal besucht hat, entstehen beim Lesen besonders plastische Bilder der Gegebenheiten.

Bibliographische Angaben:
Wilhelm, Keiko: „Vorsicht, Japaner auf Reisen!“, Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7386-3430-3