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Sonntag, 5. Februar 2023

Sosuke Natsukawa

Sosuke Natsukawa ist eigentlich praktizierender Allgemeinarzt in Nagano. Sein echter Name scheint unbekannt zu sein, er schreibt unter einem Pseudonym.

Sosuke Natsukawa wurde 1978 in der Präfektur Osaka geboren und studierte an der Shinshu-Universität Medizin. 2009 debütierte er als Autor mit dem Roman „Kami no Karute“, in dem der Krankenhausbetrieb in einem Vorort von Matsumoto beschreibt. Es folgten noch weitere Teile des Bestsellers, der auch verfilmt wurde. 2017 publizierte er „Die Katze, die von Büchern träumte“. Der Roman wurde ein internationaler Erfolg und in 34 Sprachen übersetzt.

Interessante Links:


Ins Deutsche übersetze Romane:

  • Die Katze, die von Büchern träumte

Sonntag, 22. Januar 2023

"Der Wind erhebt sich" von Tatsuo Hori

Die ersten Seiten von Tatsuo Horis "Der Wind erhebt sich" empfand ich als extrem nervig. Geschrieben in der Anrede 2. Person Singular im Präteritum war der Lesefluss ziemlich zäh. Gott sei Dank änderte sich dies nach wenigen Seiten des kurzen Büchleins, das mit unbeschwerten Sommertagen beginnt. Der namenlose Protagonist verliebt sich während seiner Sommerfrische in den Bergen. Setsuko ist der Name seiner Angebeteten, die seine Liebe erwidert. Als der Vater Setsuko besucht, müssen die Liebenden auf Distanz gehen. Der Leser wähnt ein jähes Ende der Beziehung, doch es soll anders kommen.

Es folgt ein Zeitsprung und man erfährt, dass Setsuko nun mit dem Ich-Erzähler verlobt ist. Jedoch ist sie an einer Lungenkrankheit erkrankt und bettlägerig. Wer sich mit dem Lebensweg von Tatsuo Hori beschäftigt, der weiß, dass "Der Wind erhebt sich" autobiographisch angelegt ist. Daher befürchtet man es schon: Setsukos kommender Aufenthalt in einem Sanatorium wird nicht zur Rekonvaleszenz führen.

Dem Protagonisten mag man einerseits unterstellen, er koste den Sanatoriumsaufenthalt in der Abgeschiedenheit auf groteske Weise aus, weide sich sogar an der kranken, hilflosen Setsuko. Andererseits erscheint die Kranke wie eine Kirschblüte, die bald fallen wird. Welch eigentümliche, morbide Blumenschau.

Nach den ersten, eher nervigen Seiten groovt man sich in den sehr ruhigen Lesefluss ein. Das wahrlich todtraurige Thema wird jedoch nicht bleischwer transportiert. Die Natur wird als Spiegel des Lebens. Das Jahr neigt sich dem Ende zu, so auch Setsukos Leben. Keine Lektüre für einen vergnüglichen Lesenachmittag, dafür aber ein schmales Büchlein mit Nachhall.

Bibliographische Angaben:
Hori, Tatsuo: "Der Wind erhebt sich" (Übersetzung aus dem Japanischen: Mangold, Sabine), Mitteldeutscher Verlag, Halle 2022, ISBN 978-3-96311-682-7

Samstag, 21. Januar 2023

"Die rätselhaften Honjin-Morde" von Seishi Yokomizo

Ein allwissender Erzähler lässt den Leser in Seishi Yokomizos "Die rätselhaften Honjin-Morde" an einem äußerst rätselhaften Verbrechen teilhaben: In der Hochzeitsnacht werden der wohlhabende Kenzo Ichiyanagi und seine Braut Katsuko in einem Nebenhaus ermordet. Wilde Koto-Klänge erschallen aus dem Gebäude, aber als die Angehörigen zu Hilfe eilen, finden sie es von innen verschlossen vor. Die Tatwaffe wird jedoch im Garten aufgefunden.

Die Polizei stellt Ermittlungen an, steht aber vor einem gewaltigen Rätsel. Der Onkel der getöteten Katsuko ruft einen befreundeten Ermittler hinzu. Es ist der schmuddelige und stotternde Kosuke Kindaichi, der wohl kaum ernst genommen würde, trüge er nicht ein gewichtiges Empfehlungsschreiben bei sich. Der Schein trügt: Kosuke kombiniert haarscharf und löst den Fall, an dem die Polizei gescheitert wäre.

Der Leser begleitet Kosuke bei seinen Ermittlungen, jedoch bedarf es einer Auflösung seitens des auktorialen Erzählers. Seishi Yokomizo legt für die Leserschaft falsche Fährten. Die Auflösung ist sehr überraschend.

Kosuke Kindaichi wirkt etwas wie ein junger Columbo. Die Figur scheint in zahlreichen weiteren Werken Seishi Yokomizos den Protagonisten zu stellen. Im Englischen ist bereits "Death on Gukomon Island" verfügbar: Hier versucht Kosuke Kindaichi die Stiefschwestern eines verstorbenen Freundes vor dem grausamen Schicksal zu schützen, das ihnen prophezeit wurde. Spannend, ob wir ins bald auch auf eine deutsche Version freuen dürfen.

Bibliographische Angaben:
Yokomizo, Seishi: "Die rätselhaften Honjin-Morde" (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Blumenbar, Berlin 2022, ISBN 978-3-351-05109-9

Freitag, 30. Dezember 2022

Seishi Yokomizo

Seishi Yokomizo
(Photocredit: Creative
Commons)

Seishi Yokomizo wurde 1902 als zweiter Sohn einer Apothekerfamilie geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb seine leibliche Mutter. Der Vater heiratete erneut.

Er arbeitete zunächst in einer Bank, besuchte dann jedoch die Berufsschule für Pharmazeuten. Während seiner Berufsschulzeit reichte er 1921 eine Geschichte bei einem Literaturpreis ein und gewann den ersten Platz.

1924 schloss er die Schule ab und arbeitete für zwei Jahre in der elterlichen Apotheke. 1926 zog er dann jedoch auf Einladung des Krimi-Autors Edogawa Rampo nach Tokio. Seishi Yokomizo verdingte sich hier als Chefredakteur einer Zeitschrift und als Übersetzer. Im Jahr 1927 heiratete er eine entfernte Verwandte seiner Stiefmutter, mit der er drei Kinder hatte. 1932 wurde er Vollzeit-Autor.

Seishi Yokomizo litt an Tuberkulose und begab sich 1934 in ein Lungensanatorium, wo er fünf Jahre bleiben sollte. Sein Schreibtempo belief sich in dieser Zeit auf drei bis vier Seiten pro Tag. Sein Roman „Onibi“ wurde von den Behörden in der Kriegszeit stark zensiert und ohnehin war Kriminalliteratur in dieser Zeit nicht erwünscht. So verlegte sich Seishi Yokomizo auf historische Romane.

1941 kehrte er nach Tokio zurück, wo er sich mehr schlecht als recht finanziell und gesundheitlich über Wasser hielt. Erst nach Kriegsende konnte er Medikamente in ausreichender Menge erhalten, um seinen Gesundheitszustand merklich zu bessern. Zudem war nun seine Zeit als Kriminalautor gekommen: 1948 hatte sein Detektivfigur Kosuke Kindaichi in „Die rätselhaften Honjin-Morde“ seinen ersten Auftritt. Mehr als 70 weitere Fälle sollten folgen.

Seishi Yokomizo starb 1981 an Darmkrebs.

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Hier rezensiert:

Weitere ins Deutsche übersetzte Romane:

  • Das Dorf der acht Gräber
  • Mord auf der Insel Gokumon