In „SF aus Japan“ findet der Leser literarische Kostproben einiger der bekanntesten Science Fiction-Autoren Japans.
Mit Aritsune Toyoda geht es in „Ein anderes Japan“: Der Japanologe Ken Douglas ist auf dem Weg nach Japan. Und zwar in geheimer Mission für die amerikanische Regierung. Er soll herausfinden, was in dem Land vor sich geht, das einst auf dem Weg war, die größte Wirtschaftsmacht zu werden und sich nun aber in völlige Abschottung begeben hat. Am Flughafen von Tokio angelangt, ist Ken irritiert: Alles wirkt überzogen pseudo-traditionell. Was es damit nur auf sich hat?
Den Protagonisten von Akira Horis „Die Hand des kosmischen Affen“ zieht es ins Weltall. Am besten immer weiter weg von der Erde ins Outer Space. Als er den Auftrag erhält, einen mächtigen Funktionär zu einem der letzten Außenposten des Sonnensystems zu begleiten, erfährt er von der Hand des kosmischen Affen.
Yasutaka Tsutsuis Held aus „Man spricht über mich“ kann es nicht glauben: Über seinen Alltag wird plötzlich in den Massenmedien berichtet. Ist er verrückt geworden oder spielt ihm da jemand einen ganz bösen Streich?
„Der Zeitwirbel“ von Shinichi Hoshi legt sich über das Weltgeschehen: Ab dem Tag 0 wird jeden Tag aufs Neue auf Reset gedrückt. Die Zigaretten, die man gestern geraucht hat, sind wieder im Päckchen; das Essen, das man am Tag zuvor verspeist hat, liegt wieder unberührt im Kühlschrank. Als dann auch noch ungewöhnlicher Besuch ins Haus steht, ist die Erstaunung erst recht groß…
„Der Sake“ ist der Grund, warum Ryo Hanmuras Erzähler so gerne auf der Erde weilt. In einem Monolog klärt er den Sohn seines toten Freundes über dessen Herkunft auf.
Nur „Das Nachbild“ bleibt zurück, wenn sich Murashima mit seiner Ex-Frau Yu trifft. Wie mag das Beziehungsleben der Zukunft aussehen, das der Autor Masami Fukushima hier skizziert?
In „Das Pastorale“ von Tensei Kono bekommt ein Familienvater sehr zerstreuten Besuch: Ein junger Mann steht unversehens in der Wohnung und spricht in Rätseln.
Shinji Kajo erzählt von den „Perlen für Mia“: In einem sensationellen Vorhaben wird ein junger Mann in eine Zeitkapsel gesteckt, in der während eines Tags nur die Zeit von einer Sekunde vergeht. Der Ich-Erzähler und Verwalter findet eines Tages eine junge Frau vor der Apparatur, die wehmütig und traurig zum Versuchskaninchen blickt. Welch tragische Liebesgeschichte mag sich zugetragen haben?
Nach einem Autounfall wird der Ich-Erzähler „Ein erfolgreicher Mann“. Doch irgendwo muss ein Haken in Taku Mayumuras Kurzgeschichte sein…
Eine „Friede auf Erden“-Stimmung scheint für Japan weit entfernt zu sein. Denn der Tenno verkündet im August 1945 nicht die Kapitulation. Der Kampf in Japan geht weiter und lässt Teenager in einen aussichtslosen Krieg ziehen. Doch hat in Sakyo Komatsus Erzählung nicht irgendjemand ganz böse Intrigen gesponnen?
„SF in Japan“ ist weit weniger außerirdisch, als die Illustration des Buchcovers vermuten lässt. Vielmehr spielen die Erzählungen mit dem Phantastischen. Yasutaka Tsutsuis charmantes Gedankenspiel „Man spricht über mich“ ist gar mehr Slapstick-Fiction als Science-Fiction. Das Cover sollte daher nicht abschrecken: „SF in Japan“ bietet eine tolle Themenmischung mit unvermuteten Wendungen fernab von Aliens und Kriegen im Weltall.
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