Mit „Unter dem Regenmond“ liegen Erzählungen von Akinari Ueda vor, die als seine besten Geistergeschichten gelten. Die 1776 erschienenen Erzählungen spielen jeweils von Mitte Juni bis Mitte Juli, einer Zeit, in der laut japanischem Aberglauben Geister besonders gern den Menschen erscheinen, und basieren teilweise auf chinesischen Geschichten, teilweise auf historischen Ereignissen, die sich in Japan zugetragen haben.
Die Treue einer Ehefrau wird in „Das Haus im Schilfgras“ thematisiert. Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt der Ehemann zurück und muss sein vom Krieg gebeuteltes Heimatdorf (fast) verlassen wieder finden.
Wer „Die Liebe einer Schlange“ erhält, dem widerfahren ungute Dinge, muss der junge Toyo-o feststellen. Dieser wird von einem Dämon verfolgt, der eine bezaubernde Frauengestalt angenommen hat.
Geschichtlich wird es in „Begegnung auf dem Berg Shiramine“, als der Geist des brutalen Kaisers Sutoku erscheint und Zwiesprache mit einem Lebenden hält. Ähnliches widerfährt zwei Wanderern in „Der Vogel der drei Buddhaschätze“.
Um Betrug, Eifersucht und Rache dreht es sich in „Der Wasserkessel von Kibitsu“. Shotaro ist der Schlingel, der sich mit einer anderen Frau aus dem Staub macht und seine Ehefrau im Stich lässt. Doch die Rache der Ehefrau bleibt nicht aus.
Anlässlich einer „Verabredung zum Chrysanthemenfest“ hat Samon eine Begegnung mit einem Geist und erfährt, was wahre Freundestreue ist.
In „Geträumte Karpfen“ erlebt ein besonders tierlieber Mönch als Belohnung für seinen Einsatz für die Fauna eine ganz erstaunliche Verwandlung.
„Die blaue Kapuze“ handelt von einem Zen-Meister, der es mit einem wahnsinnigen Widersacher aufnimmt, der die Nachbarschaft terrorisiert.
„Eine Unterhaltung über Armut und Reichtum“ führt ein Ritter mit dem Geist des Geldes.
Ein bisschen mühselig lesen sich die Erzählungen mit geschichtlichem Hintergrund. Man müsste etwas bewanderter bezüglich der Aufstände und Kriege im 12. und 16. Jahrhunderts sein, um diesen Geschichten gerecht zu werden. Dagegen lassen Erzählungen wie „Geträumte Karpfen“ und „Die blaue Kapuze“ keine Langeweile aufkommen. „Unter dem Regenmond“ bedient ein großes Spektrum von phantastischen Erlebnissen und gibt einen schönen Einblick in den Volksglauben. Wer hätte gedacht, dass Geister keinen Sake mögen?!
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