„Asakusa ist ein einziges großes Irrenhaus.“ (S. 136)
Sagt das Alter Ego des Autors Yasunari Kawabata über den Stadtteil Asakusa, in dem sich die Rote Bande herumtreibt. Er begleitet die Gruppe aus jugendlichen Herumsträunern, die sich vornehmlich um die verrückte Yumiko scharen, die auch schon mal ein paar Kügelchen Arsen schluckt – damit ihr Teint die richtige Farbe bekommt – und sich allerlei Verkleidungen ausdenkt, um die Leute an der Nase herumzuführen.
Doch nicht nur die Rote Bande bevölkert Asakusa: Bettler, Obdachlose, Ausreißer, Varieté-Tänzerinnen, Artisten, Prostituierte, Betrüger, vergnügungssüchtiges Volk tummeln sich in dem Stadtviertel, das sein europäisches Äquivalent im Pariser Montmartre findet. Westliche Einflüsse treffen hier auf japanische Traditionen – und doch ist die Rote Bande einem alt-ehrwürdigen Ehrenkodex verhaftet.
Der Erzähler setzt unwillkürlich ein Spotlight auf ein Plätzchen in Asakusa und berichtet dann von den eigenwilligen Machenschaften von Yumiko, Kurzhaar-O-Soundso, Silberkatzen-Umeko oder Linkshänder-Hiko. Überhaupt wird mit den Begriffen „links“ und „rot“ gern gespielt, jedoch ohne dass „Die Rote Bande von Asakusa“ als linke Literatur begriffen werden kann. Stakkatohaft werden die Eindrücke teilweise wiedergegeben, unter anderem wenn der Erzähler aus Programmheften und Anschlägen abliest. So ist wohl auch das Tempo generell rapide in Asakusa.
„Die Rote Bande von Asakusa“ liest sich ungewöhnlich, fragmentarisch. Doch wie soll man dem Kaleidoskop Asakusa auch besser gerecht werden? Hat man sich erst ein bisschen eingelesen, lässt einen die Faszination für Asakusas 20er/30er Jahre nicht mehr los. Welch ein turbulentes Lesevergnügen!
Fans von Yasunari Kawabatas Klassikern wie „Schneeland“ wird „Die Rote Bande von Asakusa“ jedoch eher enttäuschen – der Erzählstil könnte fast nicht gegensätzlicher sein.
Bibliographische Angaben:
Kawabata, Yasunari: „Die Rote Bande von Asakusa“, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 978-3-458-16969-7
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