Minako Obas „Träume fischen“ ist ein etwas eigenwilliges Gespinst aus Vergangenheit, Gegenwart, Traum und Mythos. Die zentrale Figur ist Mayuko, die zusammen mit den Nachbarssöhnen Ton und Haku aufgewachsen ist. In Rückblenden erinnert sich Mayuko an Szenen aus der gemeinsamen Kindheit, in denen das Dreiergespann japanische Mythen nachspielt. Mayuko erhält freilich die Rolle der Prinzessin, die gerettet werden muss.
Obwohl man vermuten könnte, Mayuko würde einen der Nachbarssöhne ehelichen, kommt es anders: Die Männer erwählen sich ihre Ehefrauen (eine Schauspielerin bzw. eine Bardame) selbst, während Mayuko eine vernünftig wirkende, arrangierte Ehe eingeht. Haku zieht schließlich zusammen mit seiner Ehefrau in das Haus seiner Eltern, während Mayuko als einzige Tochter ohnehin zusammen mit dem Ehemann im Elternhaus wohnt. So werden beide wieder zu Nachbarn. Doch auch ihre jeweiligen Ehepartner finden zueinander: Nach einem Busunfall mit Todesfolge wird offenbar, dass Mayukos Ehemann und Hakus Ehefrau eine Affäre hatten. Einer Annäherung von Mayuko und Haku steht nun nichts mehr im Wege.
In zweiter Generation wächst währenddessen Mayukos Tochter mit Hakus Sohn auf. Die beiden nehmen den direkten Weg und werden ein unzertrennliches Liebespaar.
Ohne wirklichen Höhepunkt verschränken sich die Rückblenden mit der Gegenwart, in die Mayukos Träume eingebunden werden. Noch nicht einmal der Tod der untreuen Ehepartner löst großmächtig negative Gefühle aus. Und auch Mayukos Haltung, was ihre (finanzielle) Unabhängigkeit betrifft, ist nicht so recht nachvollziehbar. Ich habe mir recht schwer getan mit „Träume fischen“, auch wenn die Autorin Hinweise im Klappentext zur Deutung gibt: Die Welt ist geprägt von Einsamkeit und Verlassenheit. Träume haben die Funktion, die Verflechtungen der Welt herzustellen. Deswegen gilt es für die Menschen, möglichst viele dieser Träume zu „fischen“.
Doch irgendwie hat man nicht den Eindruck, dass die Träumerin Mayuko ihre Einsamkeit so recht reduzieren kann...
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