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Sonntag, 17. Juni 2012

„Ich, Tochter eines Yakuza“ von Shoko Tendo

Shoko Tendo erzählt mit „Ich, Tochter eines Yakuza“ ihre traurige und doch faszinierende Lebensgeschichte. Shoko Tendos Vater ist zunächst Yakuza-Boss und pflegt einen auffälligen, prahlerischen Lebensstil. Doch als der Vater ins Gefängnis geht, beginnt der Abstieg der Familie: Die Schulden werden immer erdrückender und die Kinder werden in der Schule von den Mitschülern gehänselt. Shoko und ihre ältere Schwester stürzen in ein Jugendbanden-Milieu ab: Klebstoff wird geschnüffelt, die Schule geschwänzt, geprügelt… Shoko landet schließlich in einer Besserungsanstalt. Währenddessen sind dem Vater die Schulden endgültig über den Kopf gewachsen, Geldeintreiber belagern das Familienanwesen. Die verzweifelte Lage ausnutzend macht sich ein Yakuza-Kollege an Shoko ran: Er macht sie abhängig von Speed, schläft mit ihr und prügelt sie. Doch auch, als der eklige Kerl stirbt, hat sie kaum Glück mit ihren Männern: Sie wird Geliebte oder gerät erneut an gewalttätige Yakuza.

Shoko unternimmt zwei Befreiungsschläge: Der erste liegt darin, sich zu ihrer Abstammung von einem Yakuza zu bekennen, indem sie sich nach Yakuza-Manier tätowieren lässt. Den Rücken ziert eine Kurtisane, die ein Messer zwischen den Lippen hält. Nach und nach wird die Tätowierung erweitert, bis Shokos Körper vom Nacken bis zu den Hand- und Fußgelenken komplett bedeckt ist (das Buchcover zeigt übrigens niemand anderen als Shoko Tendo). In einem Interview auf Arte gibt die Autorin an, dass zwischenzeitlich kein Yakuza mehr mit ihr daten will, zeigt doch die Größe von Shokos Tätowierung, dass sie sehr viel mutiger ist, als der Yakuza selbst.

Der zweite Befreiungsschlag besteht in der Entscheidung, ihre Lebensgeschichte als Buch zu veröffentlichen. Shoko beendet ihren Job als Hostess und bringt ihr Leben mit „Ich, Tochter eines Yakuza“ zu Papier.

Freilich zeichnet sich die Autobiographie nicht gerade über einen geschliffenen Sprachstil oder ausgefeilten Aufbau aus. Dennoch übt sie eine dunkle Faszination aus, dass man trotz einiger übler Gewaltszenen unbedingt wissen muss, wie diese Lebensgeschichte bloß enden mag.

2 Kommentare:

  1. Scheint eine sehr interessante und lesenswerte Geschichte zu sein! Und die Rezension ist übrigens sehr gut geschrieben. Danke für den Tipp! Katrin

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  2. Dankeschön, Katrin! Freut mich sehr, dass der Post eine kleine Anregung war!

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