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Donnerstag, 10. Mai 2012

„Schneeland“ von Yasunari Kawabata

Der Schöngeist Shimamura besucht dreimal ein Städtchen im Schneeland: Eines Frühlings lernt er die ihm besonders rein erscheinende junge Komako kennen, zu der er im Winter und später im Herbst zurückkehrt. Im Winter ist sie zur Geisha geworden, um die Arztrechnungen eines im Sterben liegenden Freundes begleichen zu können. Zwischen den Abendgesellschaften, zu denen sie geladen ist, besucht sie den geliebten Shimamura. Es scheint, sie könne kaum eine Stunde ohne ihn sein. Doch Shimamura ist bereits gedanklich bei der geheimnisvollen Yoko, die sich aufopferungsvoll um den Sterbenden kümmert. Fasziniert ist er insbesondere von ihrer wunderschönen Stimme. Umso mehr fühlt sich Shimamura bereits im Herbst zu Yoko hingezogen.

Der Ästhet Shimamura betrachtet jedoch nicht nur die beiden Schönheiten Komako und Yoko, sondern auch die sich in den Jahreszeiten verändernde Landschaft in den Bergen. Dieser Ästhetizismus steht in starkem Kontrast zu der praktischen Veranlagung der Komako.

Yasunari Kawabatas „Schneeland“ bleibt mir jedoch zu vage, was die zwischenmenschlichen Verflechtungen und Beziehungen der Hauptcharaktere betrifft. Vieles wird nur angedeutet, Dialoge brechen einfach ab. Dazu gesellt sich der anstrengende Charakter der Komako: Sie besäuft sich auf den Gesellschaften, meckert über ihre Übelkeit und kann sich selbst bei lapidaren Dingen nicht entscheiden (ich wasche mir die Haare, nein, ich wasche mir die Haare nicht, jetzt wasche ich mir doch die Haare, oder vielleicht doch eher nicht…). Gerade die Sauferei lässt einem die vom Protagonisten geliebte Reinheit der Komako schwer nachvollziehen. Ebenfalls schlecht nachvollziehbar ist die Ästhetik, wenn Komakos Lippen mehrfach wie „schöne“ feuchte Blutegel beschrieben werden. Brrr… Ich mag mir so was eigentlich nicht unbedingt vorstellen müssen. Sicherlich trifft der Roman mehr einen japanischen Sinn für Ästhetik.

1 Kommentar:

  1. Ich weiß nicht wie weit sie bis jetzt mit Kawabata gekommen sind doch sind auch in seinen anderen Romanen beziehungsweise Geschichten die Liebesbeziehungen oft nur sehr vage, so auch in "Die Tänzerin von Izu" oder auch sehr extrem in "Tausend Kraniche". Das ist ein Stil der nicht jedem gefällt, ich persönlich fand dieses vage immer sehr reizend, es ist aufregender als eine Eindeutige Liebschaft.

    Die Charakter die Kawabata in seinen Geschichten entwirft sind immer sehr umfangreich und gebe Einblick in eine komplette Gedankenwelt, dazu gehört auch die Frage ob man sich die Haare wäscht oder nicht. Dieses Stilmittel ist sehr reizvoll in meinen Augen da man so das Gefühl hat nichts zu verpassen und den Charakter komplett kennen zu lernen in all seinen Eigenarten, man fühlt sich vertraut mit ihm.

    Den Konflikt mit der Asthetik kann ich gut nachvollziehen, ein Mishima oder auch ein Tanizaki hat in meinen Augen dort ein besseren Händchen für solche Beschreibungen zu verfassen. Kawabata muss ich jedoch immer zu gute halten das sich die Umgebung in dem, beim lesen laufendem, Kopfkino immer schön erschloss und man neben den Gedanken des Charakters auch durch seine Augen zu sehen schien.

    Ich würde Kawabata unbedingt empfehlen, besonders "Tausend Kraniche" ist eine wunderschöne Geschichte.

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