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Mittwoch, 9. Mai 2012

„Sommerliebe“ von Yoko Mori

Uiuiui, dass sich hinter dem Kurzroman mit dem schmachtvollen Namen „Sommerliebe“ solch ein Kaliber verbirgt, das hätte ich nicht gedacht. Wahrlich Sex in the City – nur in Tokio statt in New York: Die 35-jährige Yoko bewegt sich aufgrund ihrer Ehe mit dem Engländer Paul in internationalen Kreisen. Trotz des gemeinsamen Kindes geht sie mit Übersetzungen einer Arbeit nach und treibt sich auch gerne allein in Bars herum. Mitte 30 möchte Yoko noch die verbliebene Zeit auskosten, bis sie nicht mehr attraktiv für Männer ist. Zudem lebt sie in ihrer Ehe mehr neben dem Mann her und in sexueller Hinsicht kommt sie mit ihm ohnehin nicht auf ihre Kosten. Im Sommer kann sie Männern nicht widerstehen. Während sie letzten Sommer eine heiße, aber freundschaftliche Affäre mit einem Freund ihres Mannes hatte, lernt sie diesen Sommer den Amerikaner Lane kennen. Yoko gibt vor, noch ledig zu sein und stürzt sich in ein Abenteuer, das ihr den besten Orgasmus ihres Daseins beschert. Lane verkörpert einen anziehenden Charakter: Von außen cool und innen zerbrechlich. Dass diese Affäre kein Happy End haben wird, ist voraussehbar.

Mit erstaunlicher Offenheit geht Yoko Mori in dem bereits in den 70er Jahren erschienen Roman mit Sexualität um: Außereheliche Affären, Homosexualität, Outdoor-Sex, Oralsex, Verbalsex – mit „Sommerliebe“ wird ein ganzes Spektrum an sexuellen Spielarten illustriert. Und natürlich sind einige schmachtvolle Stellen für die weiblichen Leser enthalten, wenn der attraktive Lane geschildert wird, den wohl keine von der Bettkante stoßen würde.

Neben „Sommerliebe“ enthält der Band auch die kurzen Erzählungen „Bloody Mary“, „Die Freundinnen“ und „Sturzregen“, die jeweils amüsante Episoden allein stehender Frauen in Tokio illustrieren: Da geht es um heiße Aufrisse in einer Bar, vorgeschützte Keuschheit beim Omiai, Lebenswege, die sich in unerwünschte Richtungen drehen, und plötzlich aufkeimendes sexuelles Verlangen – jeweils mit einem Augenzwinkern versehen.

Leider wird der Klappentext dem Buch überhaupt nicht gerecht. In „Sommerliebe“ und den Erzählungen geht es weit rasanter und frecher zu. Sicherlich wird aber eine weibliche Leserschaft mehr Freude an den Texten haben.

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