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Donnerstag, 31. Mai 2012

„Der japanische Vater“ von Momoko Nakagawa

Momoko Nakagawa, Tochter von Koreya Senda (bürgerlich: Kunio Ito) und der Deutschen Irma, schrieb mit „Der japanische Vater“ ihre Lebensgeschichte nieder. Ihr Vater, der sich in der proletarischen Theaterbewegung betätigte, war ein viel beschäftigter Mann und zeitweise aufgrund seiner politischen Aktivitäten inhaftiert. Irma musste daher nicht nur die kleine Momoko versorgen, sondern war in dem ihr fremden Land für das Einkommen verantwortlich. Obwohl Irma in Japan gut integriert war, litt sie unter Heimweh und der permanenten Abwesenheit ihres Mannes. Zusammen mit Momoko verließ sie Japan gen Berlin. Dort musste Momoko erst einmal deutsch lernen. Dank Irmas Familie, die beide Rückkehrerinnen herzlich aufnahmen, scheint das kleine Mädchen auch in Deutschland eine schöne Kindheit gehabt zu haben – zumindest bis zu den Bombenattacken auf Berlin während des zweiten Weltkriegs. Aufgrund glücklicher Umstände überlebte die Familie den Weltkrieg unbeschadet. Nach einer Flucht aus dem sowjetischen Sektor ließ sie sich in der Nähe von Düsseldorf nieder.

Während des Krieges war der Kontakt zum Vater Kunio abgebrochen, unter anderem da er erneut inhaftiert wurde. Über die Vermittlung durch Radio Tokio gelang die erneute Kontaktaufnahme. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Japan entschloss sich Momoko Nakagawa, für immer in das Heimatland ihres Vaters zu ziehen.

„Der japanische Vater“ ist angereichert mit Briefen und Fotos, die glücklicherweise den zweiten Weltkrieg schadlos überstanden. So darf der Leser unter anderem teilhaben an der Freude des Vaters, der nach langen Kriegsjahren endlich von seiner Tochter hört und ihr sofort einen Brief direkt von den Theaterproben schickt.

Zwar schrieb Momoko Nakagawa ihre Erinnerungen anlässlich des Geburtstages ihres Vaters nieder. Doch mir blieb nicht der Vater, sondern die Mutter besonders im Gedächtnis. Irma wirkt wie eine wahrlich emanzipierte, moderne Frau, die sich in jeder Lebenslage zu behaupten wusste – selbst im fremden Japan.

„Der japanische Vater“ ist weit fernab von tragischen Fremdheitserfahrungen, sondern geradezu positiv: Sowohl in Deutschland als auch Japan wurde Momoko herzlich aufgenommen. Nur leider fransen die Erinnerungen umso mehr aus, je näher die Gegenwart rückt. Ich hätte schon noch ein bisschen mehr über die Vater-Tochter-Beziehung ab den 50er Jahren lesen können.

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