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Donnerstag, 17. Mai 2012

„Engel ohne Flügel“ von Tatsuo Matsushiro

Tatsuo Matsushiro erzählt in „Engel ohne Flügel“ von einem normalen Tag einer nicht ganz gewöhnlichen vierköpfigen Familie: Mutter, Vater, der ältere Sohn und im Zentrum der Geschehnisse der geistig behinderte Akira. Akira, dem die Ärzte nach seiner Geburt fast keine Überlebenschance gegeben haben, ist inzwischen sechs Jahre geworden; ist psychisch jedoch auf dem Stand eines Einjährigen und physisch entwickelt wie ein dreijähriges Kind. Der kleine Kerl hat jedoch auch Glück gehabt: Er ist in genau die richtige Familie hineingeboren worden, die ihn aufrichtig liebt und ihm alles und jedes verzeiht. Da mag er noch so oft auf den Boden des Badezimmers pinkeln und die Bücher seines Vaters abschlecken.

Erzählt wird „Engel ohne Flügel“ jedoch aus der Sicht der Mutter, die die größte Verantwortung in Akiras Pflege zu tragen hat. Ihr geliebter Aki-chan löst in ihr oft ambivalente Gefühle aus: Einerseits weiß sie, dass sie sich nicht allzu viel Hoffnung auf seine weitere Entwicklung machen soll. Doch gleichzeitig hofft sie, dass er doch irgendwann zu sprechen beginnt – wie schön wäre es doch, wenn er sie eines Tages Mama nennen würde. Einerseits überlegt sie zusammen mit Akiras Vater, ob er nicht besser in einem Heim aufgehoben wäre. Doch es bricht ihr das Herz bei dem Gedanken, ohne ihren Aki-chan zu sein.

„Engel ohne Flügel“ ist trotz der eigentlich betrüblichen Situation, dass Akira wahrscheinlich niemals eigenständig leben werden kann, ein sehr positives Buch. Denn der kleine Racker wird nicht als Belastung empfunden, sondern als liebenswürdiges Mitglied der Familie.

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