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Freitag, 30. August 2013

„Die unheimliche Bibliothek“ von Haruki Murakami

Man nehme eine Bibliothek, einen Jungen und einen Vogel und man denkt an „Kafka am Strand“. Man nehme ein unterirdisches Labyrinth, eine Bibliothek und Schädel und man denkt an „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“. Man nehme einen Schafsmann, ein bezauberndes Mädchen und ein Bandwurmuniversum und man denkt an „Wilde Schafsjagd“. Man nehme alle diese Zutaten zusammen, dann willkommen in Haruki Murakamis „Die unheimliche Bibliothek“.

Man könnte nun ja vermuten, dass die Erzählung daher ein besonders großer Wurf ist. Ich war jedoch eher etwas enttäuscht. Ein fader Protagonist, glatt keine Murakami’schen Lebensweisheiten und leider reißen es die Illustrationen von Kat Menschik auch nicht raus. Letzteres mag vielleicht auch daran liegen, dass der Text nicht allzu verspulte Inhalte hergibt, weswegen die Illustrationen teilweise auch nicht so psychedelisch wirken wie beispielsweise in „Schlaf“.

Die Erzählung beginnt, als ein Junge (ein ziemliches Muttersöhnchen und ein Ja-Sager) in der Bibliothek, in der er seit Jahr und Tag ein und aus geht, Bücher zurückgibt. Aus unerfindlichen Gründen wird er von der Bibliothekarin in den Keller geschickt, wohin sich der kleine Befehlsempfänger auch sofort begibt. In Zimmer 107 trifft er auf einen unheimlichen Mann, der ihm die gewünschten Bücher zum Thema „Steuereintreibung im Osmanischen Reich“ (das „spannende“ Thema Steuereintreibung beschäftigt Teenager natürlich üblicherweise) übergibt. Da die Ausleihe nach Hause nicht möglich ist, wird der Junge in einen verliesartigen Lesesaal gelockt – und eingesperrt. Denn der alte Mann hat Grausiges mit ihm vor. Doch unversehens bekommt der jugendliche Gefangene Hilfe von illustren Gestalten.

In einer halben Stunde ist die Geschichte, die leider nicht sonderlich mitreißt, ausgelesen. Der Einstieg wirkt mir zu konstruiert. Mit dem Protagonisten werde ich mal so gar nicht warm. Und die Handlung erscheint mir zu sprunghaft und unausgegoren. Auch wenn ich Haruki Murakamis Werke generell mag – „Die unheimliche Bibliothek“ hat mich nicht überzeugt.

Bibliographische Angaben:
Murakami, Haruki: „Die unheimliche Bibliothek“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Dumont, Köln 2013, ISBN 978-3-8321-9717-9

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