Der Maler Yuasa, der eine Weile im Ausland gelebt hat, kehrt zurück in das Japan der 20er Jahre, zurück zu seiner Frau und seinem Sohn, von denen er sich entfremdet hat. Die Scheidung ist nur noch eine Frage der Zeit, doch bis es soweit ist, leben die drei gemeinsam, wenngleich in unterschiedlichen Stockwerken eines Hauses.
Nacheinander treten nun drei junge Frauen ins Yuasas Leben: Takao, ein sehr eigensinniges, sprödes Mädchen aus reichem Elternhaus, hat sich in den Kopf gesetzt, Yuasa zu ehelichen. Durch die kaltherzige Takao lernt Yuasa die elfengleiche Tsuyuko kennen, der er völlig verfällt. Doch da Tsuyukos Eltern eine Verbindung der beiden strikt ablehnen, wird Tsuyuko erst aufs Land und dann ins Ausland geschickt. Schließlich lernt Yuasa die kränkliche Tomoko kennen. Besonders lieb gewinnt er deren Elternhaus, das das Gefühl von Heimat vermittelt. Auf Drängen von Tomokos Eltern heiratet Yuasa Tomoko, deren Lebenserwartung krankheitsbedingt nicht sonderlich hoch zu sein scheint. Nur wenige Monate nach der Eheschließung kehrt Tsuyuko zurück. In Yuasa flammt die alte Leidenschaft wieder auf – woraufhin Tomoko spurlos verschwindet.
„Abendschatten – Liebesbekenntnisse eines japanischen Malers“ liest sich ein bisschen wie ein schlechter Groschenroman: Der Protagonist ist sich seinen Gefühlen nie sicher, weiß nicht konsequent zu handeln und schlittert von einer Beziehung in die andere. Interessant macht den Roman erst das Nachwort, das die gesellschaftlich-historischen Hintergründe beleuchtet. Chiyo Uno beschreibt mit „Abendschatten – Liebesbekenntnisse eines japanischen Malers“ die Liebesaffären des real-existierenden Malers Togo Seiji, der [Achtung: Spoiler!] nach einem missglückten Liebesdoppelselbstmord aus den Klatschspalten der Zeitungen nicht wegzudenken war. Chiyo Unos Versuch, den Maler zu interviewen und so neues Material für ein Buch zu generieren, endete damit, dass die beiden auf dem Futon, auf dem die beiden Selbstmörder ihr Blut hinterlassen hatten, eine gemeinsame Nacht verbrachten. Lesern von „Die Geschichte einer gewissen Frau“ ist Togo Seiji bereits gegen Ende dieses Romans über den Weg gelaufen. Hier gibt es noch mehr Infos zum Maler Togo Seiji.
Mit „Abendschatten – Liebesbekenntnisse eines japanischen Malers“ beschreibt Chiyo Uno einen schwächlichen Männertyp, der in den 20er Jahren jedoch sehr gut bei den Frauen angekommen zu sein scheint. Die weiblichen Akteure im Roman sind dahingegen dabei, sich zu emanzipieren und ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.
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