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Donnerstag, 5. April 2012

„Baumschatten“ von Saiichi Maruya

„Baumschatten“ ist wie ein Baum ein komplexes Gebilde: Die Novelle beginnt damit, dass sich der Autor Saiichi Maruya während einer Autofahrt Gedanken über die Faszination von Baumschatten macht. Die Ästhetik der aufs wesentliche reduzierten Formen begeistert ihn. Inspiriert von der Schönheit der Baumschatten würde er gerne eine Erzählung darüber zu Papier bringen. Doch war es nicht Nabokov, der dieses Thema schon einmal verarbeitet hatte? Da sich darüber nichts in Erfahrung bringen lässt, geht der Autor davon aus, dass er seine eigene Idee fälschlicherweise Nabokov zugerechnet hat und beginnt mit dem Schreiben:

Der Hauptdarsteller der nun von Saiichi Maruya skizzierten Geschichte ist der Autor Furuya. Er ist ein Liebhaber von Baumschatten und hat sich selbst schon einmal dabei erwischt, „Baumschatten, Baumschatten, Baumschatten“ murmelnd in der Betrachtung eben solcher versunken zu sein. Auch seine schriftstellerischen Werke, die kurz skizziert werden, beinhalten das Motiv des Schattens.

Als Furuya gebeten wird, in seinem Heimatort einen Vortrag zu halten, kommt eine weitere Bittstellerin auf ihn zu: Ein alte Frau, anscheinend ein Fan des Autors, ist zu schwach, um den Vortrag zu besuchen. Daher dringt sie auf Furuya ein, sie doch bitte bei ihr zu Hause zu besuchen. Klärt sich hier der Grund für Furuyas Begeisterung von Baumschatten?

„Baumschatten“ zeichnet sich durch eine enorm verschachtelte Struktur aus: Es werden Geschichten (nämlich die fiktiven Werke des fiktiven Autors Furuya) in der Geschichte (Furuyas Lebenslauf und seine Begeisterung für Baumschatten) in der Geschichte (Saiichi Maruya, der gerne eine Erzählung über die Faszination und Ästhetik von Baumschatten schreiben möchte und dabei über Ideenfindungen als Autor reflektiert) erzählt. Dadurch wirkt die Novelle eher wie ein kleines und etwas sprödes Kunstwerk als wie eingängige Belletristik.

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