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Dienstag, 10. April 2012

„Lichtkreise“ von Yuko Tsushima

Die Ich-Erzählerin wird von ihrem Ehemann ins kalte Wasser geworfen: Er möchte sich selbst verwirklichen, das von ihm verdiente Geld reicht gerade einmal für ihn selbst und daher möchte er sich von seiner Ehefrau trennen. Die gemeinsame Tochter soll sie erst einmal behalten, aber sie solle keine finanzielle Unterstützung von ihm erwarten. Das Beste wäre, wenn sie einfach zusammen mit der Tochter in den Haushalt ihrer Mutter zurückkehren würde.

Doch die Ich-Erzählerin, die bisher immer von ihrem Ehemann abhängig war, denkt nicht daran, wie die verstoßenen Ehefrauen der Generationen vor ihr wieder bei der Mutter einzuziehen. Das erste Mal in ihrem Leben mietet sie eine Wohnung. Diese ist wunderbar hell und hat Zugang zu einer Dachterrasse. Dafür kann sie aber auch nur über eine Hühnerleiter erreicht werden.

Sowohl für Mutter und Tochter beginnt eine schwierige Zeit: Obwohl ihr Ehemann sich trennen wollte, willigt er nicht in eine Scheidung ein. Alleinerziehend zu sein, ist für die Protagonistin eine große Last und sehr ermüdend. Sie verliert über die Trennung den Anschluss an ihren bisherigen Freundeskreis; für Männer ist sie aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung nicht attraktiv.

Ihre Tochter kommt mit der Trennung der Eltern ebenfalls nicht sonderlich gut zurecht. Sie nässt sich nachts ein und neigt zu cholerischen Anfällen. Doch auch die Ich-Erzählerin kann ihre Gefühle nicht richtig kanalisieren und lässt ihre Enttäuschung an dem Kind aus.

Doch schließlich und endlich gehen beide gestärkt aus ihrem ersten Jahr in der Licht durchfluteten Wohnung hervor.

Yuko Tsushima präsentiert mit „Lichtkreise“ eine emanzipierte Frau, die einen steinigen Weg auf sich nimmt. Dabei macht sie Fehler und hat menschliche Sehnsüchte, erreicht aber das Ziel der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit.

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