„Das Haus Nire“ steckt voll biographischer Parallelen zu Morio Kitas familiären Hintergrund. Insbesondere Leser von Mokichi Saitos „Wanzentagebuch“ werden öfters grinsen müssen. Mokichi Saito, Vater von Morio Kita, verfasste neben Tanka auch zahllose Essays, deren Handlungen, Szenerien und Lebensgefühle teilweise eins zu eins übernommen wurden. So begegnet man der Japantante/-großmutter wieder, liest erneut von der einschneidenden Begegnung mit Emil Kraepelin und rekapituliert zusammen mit dem Erzähler die Inflation während der Weimarer Republik und den Hitlerputsch. Dank des Nachworts von Eduard Klopfenstein werden aber auch die Unterschiede zur real existierenden Familie Saito/Kita deutlich.
„Das Haus Nire“ ist stark an die Buddenbrooks angelehnt. Morio Kita, ein ausgesprochener Fan von Thomas Mann, analysierte den Aufbau und die Figuren der Buddenbrooks genauestens, bevor er mit dem Schreiben seines Romans begann.
1.000 Seiten mögen auf den Leser im ersten Moment etwas einschüchternd und vielleicht etwas abschreckend wirken. Aber durch die karikierende, ironische Darstellung der Figuren vergeht wie Lektüre wie im Flug. Da wird Kiichiros Großspurigkeit aufs Korn genommen, sein hypochondrischer Sohn vorgeführt und sein Enkel als ziemlicher Dummkopf dargestellt, dass man sich das Prusten manchmal nicht verkneifen kann. Trotzdem wird nie boshaft über die Figuren hergezogen, sondern vielmehr treffend kommentiert:
„Ins Extrem getrieben, nimmt idiotisches Verhalten nämlich die Aura der Feierlichkeit an.“ (S. 101)
So wird beispielsweise Kiichiros Größenwahn – und warum er damit durchkommt – illustriert. Bei all ihren Fehlern wachsen einem die Figuren des „Das Haus Nire“ durchaus so ans Herz, dass man am liebsten noch von einer vierten Generation lesen würde.
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