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Mittwoch, 29. Februar 2012

„Mutter töten“ von Hiromi Ito

Acht Gedichte und Texte enthält Hiromi Itos noch nicht mal 30 Seiten umfassendes Büchlein „Mutter töten“. Die Themen kreisen um Grenzgänge, Sex, Geburt und Tod. Hiromi Ito provoziert: Sie bringt den ach so noblen Heldentod des Seppuku in Verbindung mit Onanie („Im Angesichte einer Frau Seppuku zu begehen, das wäre das Höchste / (Onanieren) / Samurai / (Onanieren)“, S. 7), schlechtem Sex („Dass er drin ist, krieg ich gerade noch mit“, S. 11), abgeklärten Beerdigungen („Tja, das passt nicht mehr rein, sagt der Beamte zu den Angehörigen wie zu sich selbst, und mit bloßen Händen zerbricht er, krickkrack, die Knochen und stopft sie in die Urne“, S. 16f.), Abtreibungen und Hass den eigenen Eltern gegenüber.

Hiromi Itos Texte sind sehr persönlich: So schreibt sie über die Abtreibung ihrer Tochter Kaneko in „Kaneko töten“, die im realen Leben aber durchaus das Licht der Welt erblickt hat. Die Einäscherung ihrer Schwiegermutter und das Verhältnis zu ihrer Mutter, als Hiromi Ito Anfang 20 war, sind weitere Themen. Ihre Aussagen sind mehr als provokant, bspw. gratuliert sie zur Abtreibung mit einem mehrfachen „Herzlichen Glückwunsch zur Ausrottung“ und ruft ihre Freundinnen dazu auf, ihre Kinder auszusetzen. Das Aussetzen von Kindern scheint ohnehin ein beliebtes Thema der Autorin zu sein, lässt sie sich doch auch in „Das anarchische Aschenputtel“ über das Phänomen der bösen (Stief-)Mutter in Märchen aus.

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