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Mittwoch, 8. Februar 2012

„Wasabi zum Frühstück“ von Foumiko Kometani

Foumiko Kometanis Protagonistinnen teilen beide das Schicksal der Autorin: Sie sind ins Niemandsland der Kulturen geraten und dürfen sich weder in ihrem Geburtsland noch in den USA, wohin sie ausgewandert sind, zugehörig fühlen.

„Wasabi zum Frühstück“, die erste Erzählung, handelt von der Künstlerin Megumi, die sich hin und wieder aus den USA nach Tokio begibt, um dort mit Galeristen über Ausstellungen zu verhandeln. Doch natürlich wartet auch „Family Business“ auf  sie: Oma Oharu, ihre Mutter, plappert in einem fort – am liebsten über ihr schlecht sitzendes Gebiss – und treibt Megumi damit in den Wahnsinn. Unerwartet findet eine Totenfeier für eine Tante statt und Megumi muss sich dort mit allerlei Verwandtschaft herumschlagen, die ihr jede Kompetenz, was Japan betrifft, streitig macht. Denn schließlich ist Megumi schon jahrzehntelang nur noch zu Besuch in ihrem Geburtsland. Und dann verschwindet auch noch ihr Neffe nach einem Streit mit dessen Vater. Die Nerven der Familie liegen bald blank, insbesondere da die Polizei nicht eingeschaltet werden darf, da sonst ein Gesichtsverlust eintreten könnte. Megumi kann über eine solche Haltung nur den Kopf schütteln. Darüber hinaus muss sie sich auch noch mit der japanischen Kunstszene auseinandersetzen. Schließlich will sie ihre Bilder verkaufen.

„Feuersäulen“ bildet das Gegenstück zu „Wasabi zum Frühstück“: Es erzählt von der 60-jährigen Yu, die in Los Angeles mit ihrem US-amerikanischen Mann Bob lebt. Ihre beiden Töchter weilen zum Studium im Ausland und so beschließt Yu, sich endlich wieder als Designerin zu betätigen. Doch der Wiedereinstieg fällt schwer. Als Asiatin hat sie gegen Vorurteile zu kämpfen. Es ist das Jahr 1991 und Yu befindet sich während der Ausschreitungen aufgrund des Rodney-King-Vorfalls nicht nur in einer Stadt im Ausnahmezustand, sondern muss über ethnische Minderheiten in den USA reflektieren, zu denen sie sich als Japanerin schließlich auch zählen muss. Nachdem Schwarze auch Asiaten und Latinos attackieren, Schwarze sich wegen eines weißen Vorfahrens rechtfertigen müssen, warum sie nicht ganz „schwarz“ sind und sich selbst weiße, gut versorgte Vorstadtjungs an Plünderungen beteiligen, weiß Yu gar nicht mehr, auf welcher Seite sie eigentlich steht.

Elena Giannoulis bemerkt im Nachwort:

„Schnell bemerkt der Leser, dass sich hinter der schroffen und taktlosen Art der Protagonistinnen ein weicher Kern und liebenswürdige Personen verbergen, die es aufgegeben haben, sich Illusionen zu machen, und sich aus Selbstschutz einen Panzer angelegt haben.“ (S. 189)

Dieser Hinweis ist durchaus nicht nur dahin gesagt. Denn insbesondere in „Wasabi zum Frühstück“ polarisiert Foumiko Kometanis Protagonistin Megumi, die ebenso wie die Autorin einen behinderten Sohn zur Welt gebracht hat, sehr. So äußert sich die Figur der Megumi wie folgt:

„Warum habe ich nur die Mühe einer Schwangerschaft auf mich genommen? Um nichts als Abfall auf die Welt zu bringen?“ (S. 72)

An anderer Stelle zeigt sich Megumi Gott sei Dank auch wieder versöhnlicher. Dennoch sollte sich der Leser bei Foumiko Kometanis Erzählband „Wasabi zum Frühstück“ auf eine härtere Gangart einstellen.

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