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Montag, 20. Februar 2012

„Schiffbruch“ von Akira Yoshimura

In einer Zeit, als die Clans über Japan herrschten, muss der 9-jährige Isaku schnell erwachsen werden. Sein Vater, der die Familie allein mit Fischfang nicht ernähren kann, geht in die Fremde, um sich drei Jahre als Arbeiter zu verdingen und so für den Lebensunterhalt seiner Angehörigen zu sorgen. Nun ist Isaku der Mann im Haus und fährt täglich zum Fischfang hinaus aufs Meer. Als Isaku zehn Jahre wird, gilt er ins seinem Dorf endgültig als Erwachsener. Er bemüht sich beherzt, die Erwartungen seiner Mutter zu erfüllen, doch nicht immer kehrt er mit genügend Fisch nach Hause, um damit über den harten Winter zu kommen.

Als Erwachsener wird er in die Gebräuche des Dorfes eingeweiht: Da alle Familien am Rande des Hungertodes stehen, beten sie für Ofune-sama; für ein Schiff, das auf ein Riff läuft. Doch allein dem Zufall wollen die Dorfbewohner dies nicht überlassen. Mit nächtlichen Feuern versuchen sie, Schiffe in die Irre zu führen, die Besatzung zu töten und alles, selbst die letzten Bohlen des Schiffrumpfes, verschwinden zu lassen. Nach einer entbehrungsreichen Zeit, ist es endlich soweit: Ein Schiff, voll beladen mit Reis, ist in der Bucht vor dem Dorf havariert. Die Not scheint endlich ein Ende zu haben. Doch die Dorfbewohner müssen für ihre Gier bald einen hohen Preis bezahlen.

Akira Yoshimura beschreibt mit „Schiffbruch“ zweieinhalb Lebensjahre Isakus und erzählt vom erbärmlichen, kargen Dasein der Fischer. Die dörfliche Gemeinschaft ist Dreh- und Angelpunkt allen Handelns: Denn nur gemeinsam können sie den Brauch des Ofune-sama geheim halten. Auch wenn Akira Yoshimura sehr ausführlich den Alltag der Fischer schildert, wird dies an keiner Stelle langweilig. Der schiere Überlebenskampf und die archaischen Strukturen und Bräuche der abgeschiedenen Dorfgemeinschaft fesseln ungemein.

Leider gilt auch für Akira Yoshimuras „Schiffbruch“: Das Buch ist derzeit komplett vergriffen. Wer in einem Antiquariat fündig wird, sollte zuschlagen.

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