Labels

Sonntag, 26. Februar 2012

„Im Tempel der Wildgänse“ von Tsutomu Mizukami

Nach dem Tod des Malers Nangaku lebt dessen Geliebte Satoko fortan „Im Tempel der Wildgänse“. Nanagaku hatte in dem Zen-Tempel, der von dem Mönch Jikai geführt wird, besonders lebensechte Bilder von Gänsen gemalt und so einige Schäferstündchen mit Satoko verbracht. Als er im Sterben liegt, bittet er Jikai sich um die hübsche Satoko zu kümmern – wohl wissend, dass der Mönch schon immer ein Auge auf die Schöne geworfen hatte.

Der Tempelalltag ist für Satoko alles andere als keusch und besinnlich: Die wilde Ehe von Satoko und Jikai ist vor allem von Jikais unermüdlichen sexuellen Trieb geprägt. Die religiösen Pflichten und Arbeiten im Tempel muss währenddessen der kleinwüchsige Novize Jinen übernehmen.

Satoko fühlt in Jinens Gegenwart regelmäßig einen unangenehmen Schauer: Sie kann den undurchsichtigen Jungen mit dem deformierten Schädel nicht durchschauen. Und hat er sie nicht auch schon beim Sex mit Jikai beobachtet? Als eines Tages Jikai von einem kleinen Ausflug in einen benachbarten Tempel nicht zurückkehrt, kann sich zunächst niemand einen Reim darauf machen.

„Im Tempel der Wildgänse“ von Tsutomu Mizukami wurde in Japan zum Bestseller. Als fesselnden Krimi kann man den Roman eher nicht bezeichnen – irgendwie ist recht schnell klar, was geschehen sein könnte. Dafür zeichnet sich die Handlung viel mehr durch die Beschreibung des Alltags und der Zeremonien im Zen-Kloster aus. Tsutomu Mizukami, der selbst Zen-Novize war, weiß wovon er hier schreibt und eröffnet einen Blick hinter Klostertüren, die weit mehr Preis geben als andächtige Gebete.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen