„No soy coreano, ni soy japones, yo soy desarraigado“ steht auf dem Buchcover von „GO!“, dem Roman des koreanisch-stämmigen Japaners Kazuki Kaneshiro: „Ich bin weder Koreaner, noch Japaner, ich bin entwurzelt“.
Den spanischen Satz sagt Sugiharas Vater, als Sugihara am liebsten nach Norwegen auswandern will. Denn Sugiharas Vater war vor Jahren in derselben psychischen Verfassung wie Sugihara, der eigentlich Lee mit Nachnamen heißt: Möglichst schnell Japan verlassen, möglichst weit wegfahren – Sugiharas Vater wollte damals nach Spanien. Denn als in Japan geborener Koreaner ist Sugihara zwar in Japan zu Hause, wird hier jedoch als „Ausländer“ nur geduldet und oftmals diskriminiert.
Kazuki Kaneshiros semi-autobiographischer Roman schildert nicht nur die Familiengeschichte und den Werdegang von Sugihara, sondern ist auch eine Liebesgeschichte: Sugihara lernt auf einer Party Sakurai kennen. Da sie auf eine andere Schule wie Sugihara geht, weiß sie nicht, dass er ein Zainichi-Koreaner ist – und er verschweigt ihr dies wohlweislich. Denn was sagt denn eine Staatsangehörigkeit schon aus… Ob die frische Liebe diese Heimlichkeit verkraften wird?
Die Zutaten von „GO!“ klingen erst einmal recht ernst, wenn nicht gar tragisch. Doch die Coming-of-Age-Story sprüht regelrecht vor Witz. Und auch Sugihara, der an seiner Schule als unangenehmer Schläger und Einzelgänger auffällt, wird einem mords sympathisch. Insbesondere der Anfang des Romans erinnert vom Schreibstil etwas an Ryu Murakamis „69“. Die Darstellung von Sugiharas Eltern tut mit schwarzem Humor ein Übriges, um das Amüsement zu erhöhen: So erklärt die Mutter dem Vater augenzwinkernd, sie würde ihm deswegen mehr zu essen geben, damit er endlich an Diabetes erkrankt und hält ihm daraufhin die Headline eines Zeitungsartikels unter die Nase „Teufelsweib mischt gewalttätigem Ehemann wiederholt Arsen ins Abendessen!“, während auf dem Gesicht der „Mutter hinter der Zeitschrift [.] ein Lächeln wie bei Jack Nicholson“ (S. 30) klebt.
Nichtsdestotrotz ist „GO!“ auch eine Kampfansage gegen die Diskriminierung von koreanisch-stämmigen Japanern/in Japan lebenden koreanischen Staatsbürgern. An nationalen Feiertagen gehen die Rechten auf „Koreaner-Jagd“; wer nicht die japanische Staatsbürgerschaft hat, muss sich als Ausländer permanent ausweisen können, sonst drohen empfindliche Strafen; wer auf Auslandsreise gehen will, der muss sich vorab eine „Wiedereinreiseerlaubnis“ holen; Koreaner werden von vielen Japanern ob ihres „unreinen“ Bluts verachtet…
Die Lektüre hat Spaß gemacht! Gut, dass Kazuki Kaneshiro nicht Anwalt, sondern Autor geworden ist!
Bibliographische Angaben:
Kaneshiro, Kazuki: „GO!“, Cass, Löhne 2011, ISBN 978-3-9809022-5-0
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