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Dienstag, 2. August 2011

„Das Museum der Stille“ von Yoko Ogawa

Schon wieder ein Buch von Yoko Ogawa, in dem ein Museum vorkommt: In „Das Ende des Bengalischen Tigers“ ist es ein Foltermuseum, in „Liebe am Papierrand“ ein Museum, das Beethovens Hörrohr beherbergt, in „Der Ringfinger“ wird Präparaten eine Heimat gegeben – und in „Das Museum der Stille“ dreht sich alles um Andenken von Verstorbenen, die ausgestellt werden sollen. Keiner der Personen in Yoko Ogawas Roman erhält einen Namen: Da wären der Ich-Erzähler und Museumsexperte; die schrullige Alte, die das Museum gründen möchte; deren Adoptivtochter und das Gärtnerehepaar.

Der Museumsexperte wird in ein kleines Städtchen gebeten, um ein neues Museum aufzubauen. Denn eine verschrobene Alte, die zu Wutanfällen neigt und dabei wild mit ihrem Stock in der Luft herumfuchtelt, hat sich seit ihrem zwölften Lebensjahr dem Sammeln von Erinnerungsstücken von Toten verschrieben: Unter anderem beispielsweise das Diaphragma einer ermordeten Prostituierten; die Farbtuben einer erfolglosen Künstlerin, die kurz vor dem Hungertod noch die Farben zu sich nahm; das Skalpell eines Chirurgen, der damit illegale Ohrverkleinerungen durchführte. Für all die vielen Andenken soll der Ich-Erzähler ein Museum planen und einrichten. Doch darüber hinaus ist es nun an ihm, statt der klapprigen Alten die Erinnerungsstücke der kürzlich Verstorbenen zu organisieren; sprich: zu stehlen. Als drei Frauen ermordet werden, wird der Ich-Erzähler verdächtigt – treibt er sich doch nach den Morden jeweils in den Wohnungen und an den Arbeitsplätzen der Verstorbenen herum, um ein Andenken zu stibitzen.

„Das Museum der Stille“ lebt vor allem durch die absolut gar nicht stille Alte, die so eindrücklich beschrieben wird, dass der Leser den typischen Yoko Ogawa-Schauer erlebt: Wie sie ihre Tobsuchtsanfälle erlebt, sich den Eiter aus dem Abszess auf der Stirn ausdrückt und ihre verkrüppelten Ohren unter ein alten Wollmütze versteckt. Und dann sind da selbstverständlich noch die diversen abstrusen Lebensläufe und Todesarten der Verstorbenen.

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