Der Protagonist Suguro ist genau wie Shusaku Endo ein katholischer Autor. Sein bevorzugtes Sujet ist die Sünde. Laut Suguros Ansicht äußert sich in der Sünde der Wunsch nach der Wiedergeburt, denn der Sünder sucht nach einem Ausweg aus der beengenden Gegenwart; aus dem Dasein schlechthin.
Die Handlung setzt ein, als Suguro als Mittsechziger einen Preis für sein Lebenswerk erhält. Auf dieser feierlichen Verleihung macht er gleich zwei unangenehme Begegnungen: Wer ist dieser bösartige Kerl, der ihm bis aufs Haar gleicht und sich nur kurz blicken hat lassen? Und warum behauptet eine ungeladene Straßenkünstlerin steif und fest, sie hätte seine Bekanntschaft im Rotlichtviertel gemacht, obwohl er in dieser Ecke der Stadt als katholisch-moralische Instanz bestimmt nicht verkehrt?
Die Probleme beginnen, als es sich ein Sensationsjournalist zur Aufgabe macht, Suguros anscheinend wahres, unmoralisches Gesicht zu entblößen, und ihm permanent auf den Fersen ist. Suguro wiederum begibt sich auf die Suche nach dem hinterlistigen, schamlosen Doppelgänger, der mit seinem Gebaren Suguros Reputation ernsthaft in Gefahr bringt. Dabei lernt er eine geheimnisvolle Frau kennen, die offensichtlich zwei absolut gegensätzliche Gesichter hat. Zudem hat Suguro eine blutjunge Mittelschülerin als neue Putzhilfe eingestellt. Ob der geradlinige Suguro nun nicht doch einmal in Versuchung kommt?
Shusaku Endos „Sünde“ ist nicht nur ein spannender Roman, sondern setzt sich auch damit auseinander, inwieweit jeder Mensch nicht ohnehin ein Stück des Bösen in sich trägt. Die Handlung ist zudem angereichert mit (lesbischen) SM-Szenen und lassen damit Shusaku Endo weit weniger moralisch als seinen Protagonisten Suguro wirken.
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