Mein erster Roman von dem großen japanischen Autor Yukio Mishima „Nach dem Bankett“ hat mich wenig mitgerissen. Die Protagonistin Kazu ist eine „Neureiche“. Sie hat sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet und besitzt nun mit 50 Jahren ein großzügiges, bei einflussreichen Politikern beliebtes Restaurant in Tokio. Sie ist glücklicher Single, bis der ehemalige Minister Noguchi in ihr Leben tritt. Kazu wittert nicht nur die Chance des gesellschaftlichen Aufstiegs; viel wichtiger ist es ihr, dass sie als Noguchis Ehefrau nach ihrem Tod in dessen Familiengrab beigesetzt wird. Als Noguchi beschließt, erneut für ein politisches Amt zu kandidieren, verschuldet sich Kazu aus eigenem Antritt, um ihm den Wahlkampf zu finanzieren.
Das Eheleben von Kazu und Noguchi ist alles andere als harmonisch: Noguchi ist ein Intellektueller, verbringt seine Zeit mit dem Studium von Literatur und möchte ein möglichst geruhsames Leben führen. Kazu hingegen möchte das Leben genießen, unter Menschen sein. Der Konflikt ist vorprogrammiert, da der moralisierende Noguchi in Kazu nicht die folgsame Ehefrau findet, wie sie in den 50er Jahren in Japan noch existiert haben mag.
Leider wird die Protagonistin in Mishimas „Nach dem Bankett“ nicht wirklich zugänglich. Einerseits ist sie Ratgeberin für die Beziehungsprobleme anderer Leute, sucht sich selbst aber ausgerechnet den Mann aus, der so gar nicht zu ihr passt. Sie spricht von Liebe zu Noguchi, doch was ist so liebenswert an dem Grantler? Eingeführt wird Kazu als die perfekte, kommunikative Gastgeberin; im Verlauf des Romans wirkt sie aber mehr und mehr wie eine dicke, peinliche Frau.
Nett sind in „Nach dem Bankett“ vor allem die Wahlkampftricks der konkurrierenden Parteien. Und man merke: In der Gastronomie ist „Nach dem Bankett“ „Vor dem Bankett“.
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