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Montag, 1. Oktober 2012

„Battle Royale“ von Koushun Takami

Koushun Takami zeichnet ein düsteres Japanbild aus einer parallelen Realitätsebene: Japan hat sich von der Welt abgekapselt und wird von einem faschistischen Diktator regiert. Per Zufallsprinzip werden jedes Jahr Klassen von Neuntklässlern für „das Programm“ ausgewählt: Die Jugendlichen werden in abgeschiedenen Gegenden ausgesetzt und mit Waffen versorgt – sie sollen sich gegenseitig töten, bis nur noch ein Sieger lebendig zurückbleibt.

Shuya und seine Klassenkameraden denken nichts Böses, als sie auf Klassenausflug fahren. Doch der harmlos anmutende Ausflug entpuppt sich als Horrortrip. Auf der Busfahrt werden sie eingeschläfert und beim Aufwachen mit der grausamen Nachricht konfrontiert: Sie sind für das Programm ausgewählt und sollen sich auf einer evakuierten Insel gegenseitig niedermetzeln. Per Zufallsprinzip erhält jeder der Schüler eine Waffe – von der Automatikpistole bis zur Gabel – ausgehändigt und wird hinaus in die Nacht geschickt.

Shuyas bester Freund wird das menschenunwürdige Spiel gar nicht erst beginnen können: An ihm statuieren die überwachenden Soldaten ein Exempel und erschießen ihn, als er sich dem Spielleiter widersetzt. Shuya beschließt, die ebenfalls von den Soldaten angeschossene Noriko unter seine Fittiche zu nehmen, und „das Programm“ gemeinsam zu durchlaufen.

Aus den Blickwinkeln der unterschiedlichen Schüler beschreibt Koushun Takami die Geschehnisse: Einige wenige Schüler verweigern sich dem Spiel und dem Töten. Einige andere werden zu Einzelkämpfern und metzeln frontal oder mit Heimtücke nieder. Wenige versuchen, gegen die staatliche Gewalt auf der Insel anzugehen. Alle menschlichen Beziehungen werden mit Misstrauen überzogen – wer will einen töten, wer meint es ehrlich, wem kann man noch vertrauen? Das kleinste Missverständnis kann eine Welle der Gewalt auslösen.

„Battle Royale“ ist definitiv nichts für zart Besaitete. Nicht umsonst ist das Buch genauso wie die Verfilmung sehr kontrovers diskutiert worden. Konsumiert man den Roman als pure Action, so saugt einen die Handlung sofort ein. Bis zur allerletzten Seite bleibt er so spannend, dass man die Nacht durchlesen kann, ohne dass einem die Augen zu fallen. Doch wirft „Battle Royale“ auch die Frage auf, wie man selbst in einer derartigen Situation handeln würde. Wäre man fähig, auf die Loyalität der anderen völlig zu vertrauen oder wäre einem nur das eigene Leben lieb und teuer?

Nachdem der Heyne-Verlag „Battle Royale“ im September diesen Jahres endlich neu aufgelegt hat, ist der Roman auch wieder zu einem vernünftigen, nicht überteuerten Preis zu erstehen.

Bibliographische Angaben:
Koushun, Takami: „Battle Royale“, Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-43721-0

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