„Obgleich wir miteinander in solchem Verhältnis standen, hatten wir, die wir aufs äußerste furchtsam und aufs äußerste kleinmütig waren, einander bedeutungsvoll an der Hand je niemals gehalten.“ (S. 47)
Zur Ehrenrettung des Übersetzers Koji Yamada muss man freilich hinzufügen, dass er den Text aus Liebhaberei übersetzt zu haben scheint, um dem deutschsprachigen Publikum einen japanischen Klassiker, der in Koji Yamadas Heimat spielt, zugänglich zu machen. Dennoch hätte eine gründliche Überarbeitung Not getan.
Die Geschichte selbst ist recht anrührend: Masao und die zwei Jahre ältere Tamiko wachsen gemeinsam auf und sind ein Herz und eine Seele. Doch die Beziehung der beiden Teenager erscheint manchen Erwachsenen zu innig. Gehen die beiden denn noch kindlich-unschuldig miteinander um oder frönen sie ihrer ersten Liebschaft?
Bis zu dem Zeitpunkt als die Verdächtigungen einsetzen, ist die Beziehung von Masao und Tamiko tatsächlich wie die von Bruder und Schwester. Doch die Unterstellungen wirken wie ein Katalysator: In Masao und Tamiko beginnt die Liebe zu keimen. Da Tamiko älter als Masao ist, ist eine Heirat der beiden undenkbar. Masaos Mutter interveniert alsbald – das Ende von „Das Grab der wilden Chrysantheme“ ist, wie der Titel bereits impliziert, tragisch.
Update 2015:
Eine weitere Übersetzung der Novelle durch Nobue Shimada ist zwischenzeitlich verfügbar.
Bibliographische Angaben:
Ito, Sachio: „Das Grab der wilden Chrysantheme“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Yamada, Koji), Honnofukei-sha, Asaka 2010, ISBN 978-4-903703-36-7
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