OMG… Ich habe mich ja schon vor einigen grusligen Büchern gedrückt – die „The Ring“-Serie von Koji Suzuki steht seit mindestens einem Jahr ungelesen im Regal – aber bei Akira Kurodas „Made in Japan“ weiß ich jetzt auch um die Berechtigung meiner bisherigen Verweigerungshaltung gegenüber der Lektüre des Debütromans der japanischen Autorin. Der Inhalt ist äußerst hart, brutal und pervers.
Im ersten Kapitel konfrontiert die Schriftstellerin den Leser mit der Schilderung eines Snuff Movies. In dem aus Deutschland importierten Film werden der sexuelle Missbrauch eines Kindes und die anschließende Tötung des Opfers gezeigt – alles selbstverständlich ungefaked. Dies ist der ultimative Kick für die Teenager Takashi, Shu, Shin und Satoru, die zusammen mit Takashis Vater die brutalen Szenen sehen und sich daran aufgeilen.
Shu erscheint einem noch als der Vernünftigste der Jungen, hat er als Kind doch selbst eine Weile in der Nachbarschaft von Kinder mordenden Psychopathen gewohnt und ist nur knapp einem ähnlichen Schicksal wie dem des blonden Bubs aus dem Snuff Movie entgangen. Satoru ist primär von Drogen angezogen und fungiert als Dealer. Takashis Art ist in jeder Hinsicht brutal und psychopathisch. Shin ist der gelangweilte Schönling unter den Gefährten, die keine wahren Freunde sind. Doch so unterschiedlich die Charaktere sind, die vier Teenager sind dadurch verbunden, dass sie jeweils im Ausland aufgewachsen sind. Sie sprechen Japanisch mit Ausländer-Akzent, können kaum mit komplizierten japanischen Schriftzeichen umgehen und sind damit Drop-Outs.
Das Snuff Video lässt Takashi einen finsteren Plan aushecken, in dem er sich beweisen will: Er will den lebensmüden Shin dazu überreden, sich freiwillig als Mordopfer zur Verfügung zu stellen. Und Shin geht im prompt in die Falle.
Akira Kuroda schildert in „Made in Japan“ eine äußerst blutige Folterung bis Shin schließlich sein Leben aushaucht. Würde dieser Blog nicht existieren, wäre ich spätestens zu Beginn der Tötungsszenerie ausgestiegen. So etwas will man sicherlich nicht freiwillig lesen. Ein bisschen erinnert „Made in Japan“ an Yukio Mishimas „Geständnis einer Maske“ – doch wird in Akira Kurodas Roman die Fantasie in die Tat umgesetzt. Der Täter Takashi und Shu, der via Handy dem Mord unfreiwillig zugeschaltet wurde, scheinen im Anschluss dem Wahnsinn zu verfallen.
Mit viel gutem Willem kann man „Made in Japan“ unterstellen, dass Akira Kuroda Gesellschaftskritik übt, wenn sie beschreibt, wie die entwurzelten jungen Männer völlig durchdrehen. Doch ist es dafür nötig, detailliert zu schildern, wie Shin unter anderem ein Ohr und die Finger abgetrennt werden, seine Beine mit einem Vorschlaghammer zertrümmert werden? Mir hat's dabei jedenfalls den Magen umgedreht...
Bibliographische Angaben:
Kuroda, Akira: „Made in Japan“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Berlin, Martina), Maas Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-929010-90-9
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