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Montag, 13. Mai 2013

„Japanische Dreigroschenoper“ von Takeshi Kaiko

Auf 1,2 Millionen Quadratmetern erstreckt sich das Bergwerk Sugiyama – nur durch einen Abwasserkanal von Osakas Elendsviertel getrennt. Der ehemalige Sitz einer Waffenfabrik wird in den 50er Jahren zum Revier der Apachen, von organisierten und unorganisierten Kleinkriminellen, die im Elendsviertel hausen, Altmetalle aus dem Bergwerk ausbuddeln und sich bei Händlern versilbern lassen. Ständig verfolgt von der Polizei haben sie den Spitznamen Apachen bekommen: In kleinen Gruppen fallen sie im Bergwerk ein, sind besonders leichtfüßig und verständigen sich in einer unverständlichen Sprache (unter anderem auf Koreanisch) und gleichen so dem legendären Indianerstamm.

Der Landstreicher Fukusuke wird vom Bandenchef Kim rekrutiert. Im goldenen Zeitalter der Apachen ist jeder Helfer recht, denn es gibt genügend Altmetalle für alle, die „angelacht“, sprich: stibitzt, werden können. Eine anarchische Stimmung herrscht im Elendsviertel und dennoch kommt keiner zu kurz; für jeden wird eine bezahlte Aufgabe beim Metallklau gefunden. Fukusuke wird von Kim angelernt. Für seine Lehrstunden muss er jedoch in Tasche greifen. Bald ist Fukusuke ein festes Mitglied von Kims Bande und kommt hinter einige Tricks, wie der Bestechung der Wächter und dem besten Umgang mit der Polizei.

Doch je dreister die Apachen werden, desto größer ihr Ruhm, desto mehr Gesindel lässt sich bei ihnen nieder und desto größer fällt die Gegenwehr der Polizei aus. Ein immerwährendes Katz-und-Maus-Spiel startet und beginnt, die Apachen aufzureiben.

Als von einem Silberfund berichtet wird, versuchen die Apachen sich ein letztes Mal aufzubäumen und diesen Schatz in die Finger zu bekommen.

Takeshi Kaikos „Japanische Dreigroschenoper“ ist freilich an Bert Brechts „Dreigroschenoper“ angelehnt. So kritisiert auch Takeshi Kaiko die Bourgeoisie, die den Apachen keinen Spielraum zum Überleben lässt, sich hinter Bürokratie verschanzt und auf Rechtslagen pocht. Die Diskriminierung von Koreanern tut ihr übriges. Trotzdem ist die Lektüre des Buches eine Heidengaudi, wenn die verschrobenen Charaktere ausziehen, um die Polizei zum Narren zu halten, Pech und Schwefel nach einem Tauchgang im Abwasserkanal zu spucken und sich wie die Glücksritter jede Nacht aufs Neue Waren „anzulachen“. Die Dialoge im Gangsterjargon zeichnen ein lebendiges Bild vom Dasein im Elendsviertel.

Bibliographische Angaben:
Kaiko, Takeshi: „Japanische Dreigroschenoper“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Berndt, Jürgen), Volk & Welt, Berlin 1967

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