Yumi ist eine Hibakusha, eine Überlebende der Atombombenexplosion über Hiroshima. Doch das soll bloß keiner wissen – denn im Nachkriegsjapan werden Hibakusha diskriminiert. Yumis Vater hatte rechtzeitig reagiert und Yumis Aufenthalt in Hiroshima geheim gehalten. Und so erscheint sie zumindest nach außen wie eine ganz normale Studentin, die jedoch in ständiger Angst vor dem Ausbruch von Leukämie lebt.
Yumi setzt alles daran, in den USA ein Stipendium zu erhalten. Ihr Engagement wird belohnt und sie darf für ein bis zwei Jahre an eine Universität in Pennsylvania. Als sie über San Francisco in die USA einreist, lernt sie den Theaterregisseur Julian kennen, der sich in die exotische und direkte Yumi verliebt. Obwohl Julian versucht, sie davon zu überzeugen, mit ihm in San Francisco zu bleiben, geht sie nach Pennsylvania, um Theaterwissenschaften zu studieren und selbst Kurse über japanisches Theater zu geben. An ihrer Universität ist sie sowohl bei ihren Kommilitonen als auch bei den Professoren in kürzester Zeit sehr beliebt. Doch leider trüben ihre japanischen Landsleute die Stimmung: In den japanischen Akademikerkreisen gelten starre Regeln und Hierarchien. Yumi soll sich in diese Strukturen fügen oder soll die Strafe für ihren Ungehorsam spüren lernen.
In „Brückenbogen“ lässt Hisako Matsubara viele gesellschaftskritische Themen anklingen: Die Diskriminierung der Hibakusha; die rigide Informationspolitik der Amerikaner, die in Japan keine Berichterstattung über die Folgen des Atombombenwurfs erlauben und somit den wildesten Gerüchten Vorschub leisten; die Internierung japanischstämmiger Amerikaner während des zweiten Weltkriegs in den USA; die Falschheit der weißen Christen, die Nächstenliebe predigen, aber ihre afroamerikanischen Mitbürger diskriminieren; die so genannten Elitejapaner, die duckmäuserisch agieren, sobald sie ihre Karrierechancen in Gefahr sehen…
Doch leider klingen viele der Themen eben nur an. Zum großen Teil wirkt „Brückenbogen“ eher wie ein leicht lesbarer Teenie-Roman über eine Austauschschülerin. Ständig lernt sie neue Leute kennen und ist schwupsdiwups überall total beliebt. Aus der Fülle des sich ständig erweiternden Personenkreises resultiert, dass die Charaktere (außer Yumi selbst) kaum Tiefe gewinnen. Auch bleibt relativ offen, warum sich Yumi in Julian verliebt.
Bibliographische Angaben:
Matsubara, Hisako: „Brückenbogen“, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1989, ISBN 3-404-11376-4
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