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Samstag, 17. November 2012

„Der Fälscher“ von Yasushi Inoue

„Der Fälscher“ enthält vier Erzählungen Yasushi Inoues, geprägt von leisem Ton und der Tragik zwischenmenschlicher Beziehungen.

 „Der Fälscher“ handelt vom Scheitern des Hara Hosen. Eigentlich ein guter Maler entdeckt er am Werk des Künstlers Onuki seine eigene Unperfektion. Und verlegt sich aufs Fälschen von Onukis Bildern anstatt selbst originäre Kunstwerke zu schaffen. Doch lange kann er seine Machenschaften nicht geheim halten. Als er auffliegt, beginnt er die Herstellung von illegalen Feuerwerkskörpern. Der Lebensweg des Hara Hosen wird von dem dem Ich-Erzähler und Journalisten nach verfolgt, der eigentlich beauftragt worden ist, Onukis Biographie zu verfassen. Das tragische Schicksal des Hara Hosen fesselt ihn weit mehr, als die glänzende Karriere des etablierten Malers:

„ich sah darin die Tragik des Lebens eines durchschnittlichen Menschen, der durch den Kontakt mit einem Genie von dessen Gewicht erdrückt wurde und sich selbst verzehrt hat.“ (S. 119)

„Der Vulkan“ steht kurz vor dem Ausbruch. Trotzdem begibt sich ein Landvermesser mit seiner Truppe in die gefährliche Gegend. Unterwegs trifft die Gruppe auf ein Pärchen, das wohl auf dem Weg ist, in den Doppelselbstmord aus Liebe zu gehen. Die Naturkatastrophe wird zahlreiche Opfer finden.

Um Kindheitserinnerungen geht es in „Schilf“. Langsam kommt der Erzähler seiner jung verstorbenen Tante, dem schwarzen Schaf der Familie, näher, indem er Erinnerungsfetzen zu rekonstruieren sucht. Und so kommt er der Tante und der Tragik ihres Lebens näher.

Der Tod von zwei Tieren steht wie eine Metapher für die Beziehung von Kitora und seiner Cousine Ritsuko in der Erzählung „Die Singdrossel“. Kitora tötet einen Fisch auf archaische Weise – bevor er mit seiner Cousine schläft. Und Ritsuko gibt einer Singdrossel im Todeskampf den Gnadenstoß – und beendet damit die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Beziehung.

Wer spannende Handlung liebt, der sollte die Finger von Yasushi Inoues „Der Fälscher“ lassen. Die Erzählungen sind nachdenklich, teilweise analytisch, oftmals mit Metaphern gespickt. Yasushi Inoue, der als Meister der Darstellung von menschlichen Beziehungen gilt, zeichnet mit den Geschichten in „Der Fälscher“ auf verschiedenste Weise tragische Schicksale auf.

Bibliographische Angaben:
Inoue, Yasushi: „Der Fälscher“, Insel, Frankfurt am Main/Leipzig, 1999, ISBN 3-458-16941-5

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