Ryunosuke Akutagawa entführt mit seinen Erzählungen im Band „Chrysanthemen-Ball“ zum Teil in ein exotisches Japan der Vormoderne. Die längste Erzählung und sicherlich Highlight des Bandes „Die Qualen der Hölle“ (identisch mit „Der Höllenschirm“ in „Drachen und tote Gesichter“) spielt am Hof eines Fürsten: Yoshihide ist ein besonders eigensinniger Maler, der vom Fürsten beauftragt wird, einen Wandschirm mit einer Darstellung der Hölle zu bemalen. Yoshihide kann jedoch nur malen, was er in Realität gesehen hat. So hat er bereits verwesende Leichen am Objekt studiert und skizziert. Seine Assistenten müssen einige Grausamkeiten erleiden, damit Yoshihide ein naturgetreues Modell zu sehen bekommt. Währenddessen weilt seine Tochter am Hof des Fürsten und bezaubert mit ihrem Wesen und ihrer Schönheit. Als Yoshihide jedoch eine Schaffenskrise erleidet, wird auch die Harmonie am Hof gestört.
Auch „Die Pfeife“ spielt in adeligen Kreisen. Der Feudalherr Narihiro ist besonders stolz auf seine goldene Pfeife, die ihm die Samurai sehr neiden. Zwei der Samurai setzen sich zum Ziel, Narihiro die Pfeife abzuluchsen.
„Die Nase“, eine Erzählung, die unter Anleitung von Soseki Natsume entstand, schildert mit Augenzwinkern das Schicksal eines Abtes, der unter seiner ganz besonders langen Nase leidet.
In der Moderne spielen die Erzählungen und Kurzgeschichten „Apfelsinen“, „Der Chrysanthemen-Ball“, „Professor Mori“ und „Der Verdacht“.
„Apfelsinen“ illustriert eine Eisenbahnfahrt des Ich-Erzählers. Eine junge Landpomeranze verirrt sich von der dritten in die zweite Klasse und ärgert den Protagonisten mit ihrem Verhalten – zunächst…
„Der Chrysanthemen-Ball“ ist der erste Ball europäischer Art für die junge Aiko. Ein Franzose ist sehr verzaubert von der japanischen Schönheit und wird ihr ein Denkmal setzen.
An „Professor Mori“ erinnert sich der Ich-Erzähler: Sein alter, unfähiger Englischlehrer, der einfach nicht vom Unterrichten lassen kann.
In „Der Verdacht“ erhält der Ich-Erzähler einen seltsamen Besuch: Ein Mann will sich das Herz erleichtert, indem er von seinem Schicksal berichtet. Während eines Erdbebens wurde seine Ehefrau unter einem Hausbalken begraben. Unfähig, sie aus den brennenden Trümmern zu befreien, schlägt er sie lieber tot, als sie einen Tod im Feuer erleiden zu sehen. Doch die Schuldgefühle rauben ihm fast den Verstand.
Bibliographische Angaben:
Akutagawa, Ryunosuke: „Chrysanthemen-Ball“, Nymphenburger, München 1964
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