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Freitag, 2. November 2012

„Wiedersehen mit Osaka“ von Miyuki Tsuji

Von der Elbe an den Yodo – und wieder zurück. „Wiedersehen mit Osaka“ beginnt in Hamburg, der neuen, zweiten Heimat der Autorin Miyuki Tsuji und endet in Osaka in Gedanken an die Hansestadt. Hat sich die Autorin gerade deshalb in Hamburg niedergelassen, da es Osaka in der Lage am Meer und der Funktion als Handelsstadt gleicht – man kann nur mutmaßen.

Miyuki Tsuji führt den Leser in das Osaka aus drei Perioden: Das Osaka, in dem ihre Großmutter in den 20ern war, das Osaka, durch das sie als Kind zusammen mit der Großmutter gestreift ist, und das Osaka, in das sie zurückkehrt, um ihre Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Auf Spaziergängen forscht sie nach den Plätzen, die sie als Kind besucht hat und die zwischenzeitlich großstädtischen Veränderungen unterworfen waren. Sie berichtet aus dem Leben der Großmutter, die sich als fortschrittliche Frau einer arrangierten Ehe verweigerte und nur kurze Zeit ihr Glück in einer Liebesheirat fand. Von ihrem Großvater, der einen Hang zu verrückten Erfindungen hatte. Von ihrem Vater, der nicht das Gefühl hatte, von seiner Mutter geliebt zu werden.

Doch „Wiedersehen mit Osaka“ bietet auch diverse Hintergrundinformationen zu Osaka und zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten Osakas und wird damit zudem zu einem kleinen Reiseführer: So wird die Entstehung von Osaka skizziert und die Rolle der Kaufmannsfamilien, die das Stadtbild durch Kanalbau geprägt haben. Ein Besuch der Burg von Osaka lässt die Autorin von den historischen Geschehnissen des 17. Jahrhunderts berichten, als die Konkubine des Feldherrn Hideyoshi zusammen mit dem gemeinsamen Sohn dort Selbstmord verübte. Der Leser erfährt mehr über das Bunraku-Puppentheater, dessen Stücke durch reale, unglückliche Liebschaften in Osakas Teehäusern inspiriert wurden. Und es wird über den Autor Junichiro Tanizaki berichtet, der zeitweise in Osaka lebte, sich in eine Kaufmannsehefrau verguckte und mit Erzählungen wie „Die Biografie der Frühlingsharfe“ und „Die Erzählung eines Blinden“ (jeweils zu finden in „Die Traumbrücke“) Osaka ein literarisches Vermächtnis setzte.

„Wiedersehen mit Osaka“ zeichnet ein wunderschön-persönliches Bild der Stadt und fungiert gleichzeitig wie ein kompetenter Stadtführer. Mehr davon, bitte!

Bibliographische Angaben:
Tsuji, Miyuki: „Wiedersehen mit Osaka", Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 2008, ISBN 978-3-937-10177-4

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