„Der Schlüssel“ für das Schränkchen, in dem der Professor sein Tagebuch verwahrt, liegt eines Tages wie als eine Aufforderung an des Professors Ehefrau auf dem Schreibtisch. Die Ehefrau Ikuko soll im Tagebuch lesen, denn hier zeichnet der Professor Pikantes auf: Das sexuelle Eheleben der beiden ist alles andere als erfüllt und so schreibt der Professor in seinem Tagebuch von seinen Wünschen, Fantasien und seinen Mitteln, mit denen er seine Begierde stillen kann.
In „Der Schlüssel“ versammeln sich allerhand Fetische: Der Professor liebt es, die Füße seiner Ehefrau zu liebkosen, ihren nackten Körper bis ins letzte Detail zu betrachten, sie in diverse Positionen zu bringen und dann zu fotografieren. Da Ikuko konservativ eingestellt ist und seinen sexuellen Wünschen nicht freiwillig nachkommen will, muss sich der Professor eine List ausdenken, um auf seine Kosten zu kommen: Regelmäßig hält er seine Ehefrau zu ausgiebigem Alkoholkonsum an. Betrunken und wehrlos kann er mit ihr tun und lassen, was er will.
Doch der Professor will mehr als er kann: Er muss sich bereits Hormonspritzen setzen lassen, um sexuell aktiv sein zu können. Und er bedient sich noch eines anderen Aphrodisiakums – der Eifersucht. Der junge Kimura war eigentlich als Bräutigam für die gemeinsame Tochter ausersehen. Doch Kimura und Ikuko fühlen sich weit mehr angezogen. Der Professor missbilligt dies nicht, er berauscht sich sogar an dem Gefühl der Eifersucht.
In Tagebuchaufzeichnungen hält der Professor die Geschehnisse fest. Doch auch Ikuko beginnt, ein Tagebuch zu führen. Ob die beiden heimlich die Tagebücher des anderen lesen und so ihre Handlungen und Niederschriften taktisch ausrichten?
Die wahre Abgründigkeit von Junichiro Tanizakis Roman tritt erst gegen Ende vollkommen zu Tage. Wie in anderen Tanizaki-Werken ist der Protagonist seiner Angebeteten bis zur masochistischen Selbstaufgabe vollkommen verfallen. Die dunkle Seite der Sexualität zieht den Leser auch Jahre nach der Veröffentlichung in den Bann, auch wenn der eigentliche Akt nur andeutungsweise geschildert wird.
Bibliographische Angaben:
Tanizaki, Junichiro: „Der Schlüssel“, Rowohlt, Reinbek 1961
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